Wie die Politik das Thema Wohneigentum angeht, ist planlos und inkonsequent. Einerseits will sie Geschenke in Form eines Baukindergelds verteilen, andererseits schürt sie bei den Menschen durch ihre Regulierungswut die Furcht vor dem Immobilienerwerb.
Auf diese Weise wird es ihr nicht gelingen, aus einer Mieternation ein Volk der Eigentümer zu machen. Dabei wäre das ein erstrebenswertes Ziel. Schon aus Gründen der Altersvorsorge: Dass die gesetzliche Rentenversicherung alleine in nicht allzu ferner Zukunft für viele im Land nicht mehr zum Leben reichen wird, kann sich jeder leicht ausrechnen. Die Menschen müssen zusätzlich selbst vorsorgen, ein Vermögen aufbauen, und da gehört Immobilieneigentum gerade in Nullzinszeiten dazu.
Mehr Wohneigentum gleicht Vermögensverhältnisse an
Mehr Leute ins Eigentum zu bringen, entspannt den teuren Mietmarkt. Und es gleicht die Vermögensverhältnisse im Land an. Jeder deutsche Haushalt verfügt der Bundesbank zufolge über ein Nettovermögen von im Durchschnitt rund 215.000 Euro.
Das Median-Vermögen – wer über diesem Wert liegt, gehört zur reicheren Hälfte Deutschlands, wer darunter liegt, zur ärmeren – liegt aber lediglich bei 60.000 Euro. Die Diskrepanz ist ein Indiz für die ungleiche Vermögensverteilung. Auch ein Blick zu unseren Nachbarn ist hilfreich: Das Median-Vermögen in Italien beträgt knapp 140.000 Euro, mehr als doppelt so viel wie in Deutschland. Warum? Weil die Wohneigentumsquote in Italien bei über 70 Prozent liegt und in der Bundesrepublik bloß bei 45 Prozent.
Dass Wohneigentum im Wahlkampf ein beliebtes Thema ist, ist also nachvollziehbar. Wünschenswert aber wäre, würden die Parteien es auch wirklich ernst nehmen und nicht bloß Geschenke verteilen.
Jürgen Michael Schick ist Präsident des Immobilienverbands Deutschland IVD – Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V.
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