Der wahre Einfluss Chinas auf den Bitcoinpreis

Frank Wagner, CEO und Mitbegründer des Investment Managers Invao, kommentiert den Blockchain-Markt China, was dieser mit den Kursbewegungen des Bitcoins zu tun hat und warum der Technologie auch Risiken innewohnen.

Nachdem die tunesische Zentralbank die Meldungen über die Schaffung eines E-Dinar dementiert hat, ist das Rennen um die erste digitale Währung wieder offen und eine Wette auf China könnte sich durchaus lohnen. China treibt die Industrialisierung kräftig voran, ist mit führend bei Künstlicher Intelligenz sowie 5G und hat angekündigt, bis 2023 zwei Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von Blockchain-Projekten zu investieren. Auch die Ankündigung einer Zentralbankwährung ist durchaus spannend. Die großen Vorteile der Blockchain sind Kostenersparnisse, Transparenz und Automatisierung – ein ähnliches Projekt vergleichbar intensiv zu verfolgen, stünde auch Europa gut zu Gesicht.

Einfluss Chinas oft überschätzt

Der Einfluss chinesischer Entscheidungsträger auf die Kursentwicklungen des Bitcoins wird allerdings oft überschätzt. Freitag wurde beispielsweise durch die chinesische Notenbank ein härteres Vorgehen gegen den Handel mit Kryptowährungen angedeutet und am gleichen Tag sackte der Kurs der wichtigsten digitalen Währung um rund zehn Prozent ab. Für viele Marktbeobachter bestand darin eine klare Kausalität. Kryptowährungen waren allerdings auch zuvor bereits verboten und eine Verschärfung der Handelsrestriktionen könnte die Bitcoin-Nachfrage aus China zwar verringern, trotzdem sind die massiven Kursausschläge eher von Preis-Spekulationen getrieben und hängen weniger mit den Entwicklungen in China zusammen.

Warum sich der Bitcoinpreis wie entwickelt

Gleiches gilt für die vorherigen Anstiege des Bitcoins, nachdem die chinesische Regierung ihr Bestreben nach einer digitalen Währung bekräftigt hatte. Bei dem E-Renminbi wird es sich um ein Konkurrenzprodukt zu anderen digitalen Währungen wie Libra handeln. Einen fundamentalen positiven Effekt auf den Bitcoin sehe ich daher nicht. Newsbasierte Effekte können zwar bestehen – beispielsweise durch eine allgemeine Blockchain-Euphorie nach entsprechenden Ankündigungen – größeren Einfluss sollten sie aber nicht haben. Um die Bewegungen des Bitcoin-Preises wirklich zu verstehen, muss nach großen Ordervolumen auf dem Markt Ausschau gehalten werden. Institutionelle Investoren nutzen die geringe Liquidität des Krypto-Marktes, um durch die Platzierung großer Order den Bitcoin-Preis zu manipulieren und dann von Derivate-Positionen mit Bitcoin als Basiswert zu profitieren. Diese Spekulationen beeinflussen den Bitcoin-Preis weitaus mehr als politische Entwicklungen in China.

Risiken im Blick behalten

Trotz aller Freude über die globalen Entwicklungen des Blockchain-Marktes und der zugrundliegenden Technologie – insbesondere in China – sollten auch die Risiken im Blick behalten werden. In den entsprechenden Händen und mit umfänglicher politischer Macht ausgestattet, ist die Blockchain-Technologie geradezu für den gläsernen Bürger und Big-Brother-Szenarien prädestiniert. Wenn die chinesische Regierung beispielsweise Bargeld verbieten würde und bei ihrer digitalen Währung den Aspekt der Dezentralität außenvorlässt, wäre zukünftig jede Transaktion lückenlos nachvollziehbar. Das sollte nicht vergessen werden.

Foto: Shutterstock

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