Den Anfang kann man getrost als holprig betrachten. Wie ein Elefant im Porzellanladen ist US-Präsident Donald Trump die ersten Monate seiner Amtszeit durch das politische Washington getrampelt, hat politische Freunde und Gegner, Medien und Wirtschaftskräfte gleichermaßen düpiert – ohne auch nur ansatzweise erkennen zu lassen, dass er bereit ist aus seinen Fehlern zu lernen. Ein Gastbeitrag von Dr. Mauricio Vargas, Union Investment
Mittlerweile tritt der unorthodoxe mächtigste Mann der Welt allerdings etwas gesitteter auf. Es scheint, als seien die wildesten Monate vorbei. Das wäre wünschenswert. Bislang haben es gesellschaftliche, juristische und politische Institutionen sowie gemäßigte Abgeordnete im US-Kongress geschafft, Donald Trumps illustre Pläne nach Kräften einzudämmen.
Aus Sicht der Kapitalmärkte muss man sagen: Glück gehabt, dass der Präsident mit so vielen seiner Vorhaben gescheitert ist. Weder das angekündigte Ende des Freihandelsabkommens Nafta noch die Strafzölle gegen China oder die Mauer nach Mexiko hat Trump trotz vollmundiger Ansagen bisher durchgesetzt – alle drei Punkte hätten das Potenzial, das Vertrauen der Investoren nachhaltig zu beschädigen.
Hoffnung auf Steuerreform
Bemerkenswert ist, dass die Märkte Trump trotzdem noch einiges zutrauen. Die Kurssteigerungen der vergangenen Monate fußen nicht zuletzt auf der Hoffnung, dass der ehemalige Bauunternehmer doch noch das veraltete Steuersystem reformiert und Steuersenkungen umsetzen kann. Auch der Umstand, dass sich der US-Präsident bei seiner Asienreise gegenüber seinem chinesischen Pendant Xi Jinping durchaus kooperativ verhalten hat, entspricht eher einem modernen Staatsmann als dem Bild, das Donald Trump in den ersten Wochen seiner Amtszeit vermittelt hatte.
Die größten Hoffnungen ruhen derzeit auf dem, was Trump gewohnt unbescheiden als „die größte Steuerreform aller Zeiten“ angekündigt hatte. Den Worten folgte lange nichts, nun aber liegt ein Entwurf auf dem Tisch, über den im Senat und im Repräsentantenhaus debattiert werden kann. Die Ideenskizze umfasst mittlerweile 429 Seiten und beinhaltet unter anderem die Kürzung der Unternehmenssteuer von 35 auf 20 Prozent.
Für Privatpersonen fallen die Steuersenkungen geringer aus als ursprünglich erwartet. Dennoch rechnen wir mit positiven Auswirkungen für die US-Wirtschaft über erhöhte Konsumausgaben und eine niedrigere Kostenbelastung für Unternehmen.
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