Bei aller Freude über die aktuellen Rekorddividenden stellt sich aber auch die Frage, welche Gewinnausschüttungen dauerhaft Bestand haben können. Kapitalintensive Branchen wie Versorger, Telekommunikationsanbieter oder Finanzwerte dürften weniger attraktiv sein. Gerade im Bankenbereich wird die absehbar zunehmende Regulierung künftige Gewinne belasten.
Investitionen der Versorger schmälern zukünftige Gewinne
Die Versorger glänzen momentan mit ihren Dividendenrenditen – und doch beschleunigt die Katastrophe in Japan Umwälzungen, die ohnehin bevorstanden. Der Kraftwerkbestand der Versorger muss dringend erneuert werden. Nicht nur Alt-AKWs, auch die meisten Kohlekraftwerke entsprechen nicht mehr dem neuesten Technikstand. Solche Investitionen bedeuten immense finanzielle Vorleistungen der Unternehmen. Gewinne und Dividenden haben hier vorerst ihren Höhepunkt erreicht. Die Mehrkosten werden zwar an Kunden weitergereicht, bis aber die Aktionäre davon profitieren werden können, dürfte aufgrund politischer Unwägbarkeiten noch einige Zeit vergehen.
Der beschriebene Investitionsstau der Versorger dürfte dagegen die Auftragslage von Industrieunternehmen wie Siemens beflügeln. Auch ohne den Kraftwerksbereich, der rund ein Drittel zum Umsatz beiträgt, sind alle Sparten von Siemens nachhaltig profitabel. Ein Kraftwerksboom wäre das i-Tüpfelchen für einen optimistischen Ausblick. Die gröbste Fehleinschätzung im Markt ist wohl die Ansicht, es handele sich bei positiven Daten von Premiumanbietern der Automobilbranche oder profitablen Konzernen, wie etwa Henkel und BASF, um Gewinne, die in den kommenden Jahren nicht behauptet werden können.
Das Gegenteil ist der Fall. Langfristig denkende Manager von Unternehmen, die gerade aus der Krise kommen, haben starke Anreize, die Profitabilität eher defensiv darzustellen und – wo möglich – Reserven zu bilden. Die Zeit, um mit kräftigen Gewinnen in den Bilanzen zu glänzen, liegt erst noch vor uns. Marktführerschaft als Grundlage des Erfolges BASF hat sich beispielsweise auf Sparten konzentriert, in denen sie als weltweiter Marktführer profitabel agieren kann.
Marktführer kaum angreifbar
Von anderen Bereichen, wo dies nicht möglich war, hat sich das Unternehmen getrennt – wie auch Siemens. Gerade das Innehalten der Marktführerschaft ist für Konzerne wie BMW, VW, Henkel, Siemens oder eben BASF eine für Wettbewerber nicht kopierbare Grundlage des finanziellen Erfolges.
Die jetzt gemeldete gute Gewinnsituation dieser Konzerne ist keineswegs eine vorübergehende Augenblicksaufnahme, sondern vielmehr die Rückkehr zur Normalität. Das Schöne an diesen Evergreens ist aber: Das Beste kommt noch.
Der Autor ist Head of Euroland & German Equities bei der Fondsgesellschaft SEB Asset Management.
Foto: SEB Asset Management