Deutsche Aktienmuffel? Postbank hält dagegen

Deutsche und Aktien – das scheint nicht zusammenzugehen. Studien zeigen, dass die Bundesbürger ihr Geld auf Bankkonten und Sparbüchern liegen lassen, statt an den Börsen zu investieren. Die Volkswirte der Postbank haben das Thema nun von Neuem aufgerollt und wollen „zum Teil erstaunliche Ergebnisse“ festgestellt haben.

Rücken AktienNehme man, so die Analysten des Bonner Geldhauses, nur die letzten zehn Jahre zum Vergleich, schienen sich alle Vorurteile zu bestätigen: 2001 habe die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Investmentfonds, die auch in Dividendentitel investieren, mit 12,9 Millionen Bundesbürgern ihren bisherigen Höchststand erreicht.

Seitdem schrumpfe die Zahl nahezu jedes Jahr. Ende 2010 waren es nur noch 8,2 Millionen Investoren in den genannten Anlageklassen. Dies bedeute einen Rückgang um 36 Prozent beziehungsweise 4,7 Millionen Anleger.

„Umso erstaunlicher“ finden die Postbank-Ökonomen die Tatsache, dass die Zahl der Aktienbesitzer Ende 2010 trotzdem um 46 Prozent beziehungsweise 2,6 Millionen Bundesbürger höher liegt als im Jahr 1997. Dies sei umso bemerkenswerter, als die Bevölkerungszahl in Deutschland im genannten Zeitraum sogar um 350.000 Menschen schrumpfte.

Die Ursache für diese Verwerfungen ist die sogenannte „Milchmädchen-Hausse“ Ende der 90-er Jahre. Damals schossen die Kurse steil nach oben und nahezu Jeder wollte seinen Anteil an diesen schier unendlichen Kurszuwächsen mitnehmen. Dies führte zu einem sprunghaften Anstieg der Aktienbesitzer von 5,6 Millionen auf 12,9 Millionen Bundesbürger in nur vier Jahren.

Fonds statt Einzeltitel: Lerneffekt dank Dotcom Crash

In der ernüchternden Baisse, die ab März 2000 bis Anfang 2003 folgte, sei viel Porzellan in den Wohnzimmern der Privatanleger zerschlagen worden. Eines hätten die Anleger aber daraus gelernt: Es sei sinnvoll, Kapitalanlagen an der Börse zu diversifizieren. Denn während die Zahl der reinen Aktionäre seit 1997 um gut ein Drittel schrumpfte, sei die Zahl derer, die mittels Investmentfonds in Aktien investieren, um 3,6 Millionen Anleger beziehungsweise 159 Prozent gestiegen.

Die Postbank-Analysten kommen deshalb zu folgendem Fazit: Schneide man die Spitze der Milchmädchen-Hausse ab, haben die Deutschen den Aktien also nicht den Rücken gekehrt, sondern ihr Aktien-Engagement gesteigert und dabei mit Hilfe von Investmentfonds Verlustrisiken besser gestreut. Der langfristig positive Trend scheine sich fortzusetzen.

Dass sich die Zahl der Aktien-Fondssparer zwar seit 1997 erhöht hat, der Statistik des Deutschen Aktieninstituts zufolge aber seit 2001 kontinuierlich rückläufig ist, scheint die Ökonomen nicht an ihrem optimistischen Ausblick zweifeln zu lassen.

Sie erwarten, dass die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktien- beziehungsweise gemischten Investmentfonds in Deutschland in den kommenden Jahren steigen wird. Schon seit Mitte 2009 seien private Haushalte und Organisationen ohne Erwerbscharakter wieder Netto-Käufer von Aktien. In diesen sechs Quartalen hätten fünf Mal die Käufe überwogen.

In der Summe seien es in den sechs Quartalen zwar nur 4,2 Milliarden Euro gewesen. Solch eine Serie habe es aber seit Ende der 90-er Jahre nicht gegeben. Hinzu komme, dass die private Altersvorsorge in den letzten Jahren verstärkt an Bedeutung gewinnt. Dies dürfe, so die Postbank-Volkswirte, nicht nur via Riester Neuzugänge bei Aktien- und Mischfonds unterstützen. (hb)

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