Deutsche Anleger: Ertragserwartungen und Risikoneigung klaffen auseinander

Trotz geopolitischer Krisen, der Sorge um einen Grexit und der konjunkturellen Abschwächung in den USA im ersten Quartal strotzen die Anleger weltweit vor Zuversicht. Neun von zehn Investoren gehen weltweit davon aus, dass sie mit ihren Investments in den kommenden zwölf Monaten einen Kapitalzuwachs von zwölf Prozent insgesamt erzielen werden. Das geht aus dem Schroders Global Investment Trends Report 2015 hervor.  

Schroders-Studie: Deutsche bevorzugen Investments im eigenen Land.

„Erfreulich ist, dass dieser Optimismus auch unter deutschen Anlegern festzustellen ist“, so Achim Küssner, Geschäftsführer der deutschen Schroder Investment Management GmbH. Tatsächlich gehen hierzulande neun von zehn Anleger davon aus, dass sie in den kommenden zwölf Monaten mit ihren Investments einen positiven Ertrag erzielen. Das entspricht exakt dem Anteil der weltweit befragten Anleger.

Insgesamt zeigt sich international auch ein gegenüber den Vorjahren gestiegener Appetit auf Finanzanlagen. Die Hälfte der Befragten beabsichtigt in den kommenden zwölf Monaten mehr zu sparen oder zu investieren. In 2014 planten dies 43 Prozent, 2013 nur 38 Prozent. Im Durchschnitt wollen die Anleger ihre Spar- oder Anlagesumme in den kommenden zwölf Monaten um 8,5 Prozent erhöhen.

Diskrepanz zwischen Ertragserwartung und Risikoneigung

Deutsche Anleger stehen dem in nichts nach. Während im letzten Jahr für die kommenden zwölf Monate noch 14 Prozent der Befragten für Investments weniger zuversichtlich waren als im Vorjahr, äußern heute dreimal so viele Optimismus. Die klare Mehrheit (87 Prozent) plant ihr aktuell investiertes Kapital gleich zu halten oder zu erhöhen.

Allerdings sind sie hinsichtlich der Renditeerwartungen im globalen Vergleich etwas pessimistischer. So gehen sie im Schnitt von neun Prozent Rendite aus und liegen damit unter dem europäischen Durchschnitt, wo die Erwartung bei zehn Prozent Ertrag liegt.

„Damit sind die deutschen Anleger allerdings auch etwas realistischer als Investoren in anderen Ländern“, sagt Küssner. „Schließlich sind solch hohe Renditen von neun Prozent oder mehr im aktuellen Niedrigzinsumfeld nur für den zu erzielen, der mehr ins Risiko geht.“ Das aber, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage, ist bei den Anlegern nicht gegeben.

Denn trotz der hohen Zuversicht und der optimistischen Erwartungen von zweistelligen Erträgen in den kommenden zwölf Monaten, fördert die Schroders-Umfrage eine signifikante Diskrepanz zwischen den erwarteten Erträgen und der Risikoneigung der Investoren zutage. „Das ist ein klares Zeichen für mangelnde Kenntnisse über das Investieren und zeigt den Bedarf an mehr Aufklärung für Anleger.“

Sicherheit bevorzugt

Schließlich favorisieren viele der Befragten kurzfristigere Investments mit geringeren Risiken. Typischerweise allokieren alle Privatanleger nur etwa 21 Prozent ihres Portfolios in zugleich risiko- und ertragreiche Assetklassen wie Aktien. Dagegen setzen 45 Prozent auf sichere und weniger ertragreiche Anlagen wie Cash und rund ein Drittel fließt in Anlagen wie Anleihen, die ein mittleres Risikoprofil aufweisen.

Noch ausgeprägter ist die Präferenz für Sicherheit unter deutschen Anlegern. Hier allokieren die Befragten 51 Prozent ihrer Anlagen in risikoarmen Anlageklassen, 33 Prozent in Assets mit mittlerem Risikoprofil und nur 15 Prozent in Anlagen wie Aktien, die hohe Risiken, aber auch die Chance auf hohe Erträge mit sich bringen.

„Das Problem ist, dass es mit einer solchen Aufteilung des Vermögens im aktuellen Umfeld fast unmöglich ist, Renditen von neun oder gar zwölf Prozent zu erzielen“, sagt Küssner. Allerdings ist die Bereitschaft der Deutschen nur gering, sich professionelle Unterstützung zu holen, um diesen Widerspruch in ihren Portfolios aufzulösen.

Weniger als ein Viertel (23 Prozent) der Privatanleger ist laut der Umfrage nämlich bereit dazu, ihre Strategie zu ändern oder professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Zugleich beabsichtigt ein Drittel (33 Prozent) weiter so zu investieren wie in den vergangenen Jahren.

Seite zwei: Durst nach Rendite

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