Der letzte Handelstag vor Weihnachten ist verhältnismäßig ruhig angelaufen. Schlagzeilen macht vor allem die Einigung der Deutschen Bank im US-Rechtsstreit.
Die Aktionäre der Deutschen Bank haben am Freitag vor Weihnachten erleichtert auf ein Ende des Hypotheken-Streits in den USA reagiert. Mit einer Gesamtsumme von 7,2 Milliarden Euro kommt das führende deutsche Finanzinstitut mit einem blauen Auge davon, wie Börsianer mit Blick auf die fast doppelte so hohe Ursprungsforderung betonten. Entsprechend kletterten die Papiere am Vormittag um 3,38 Prozent auf 18,35 Euro. In der Spitze hatten sie bei 18,635 Euro sogar den höchsten Stand seit März erreicht.
Nach monatelangen Verhandlungen einigte sich der deutsche Branchenprimus im Streit um fragwürdige Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise mit der US-Justiz auf einen Vergleich: 3,1 Milliarden US-Dollar fließen an Bußgeld, ergänzt durch 4,1 Milliarden Dollar an finanziellen Erleichterungen für amerikanische Kreditnehmer, die aber über mehrere Jahre gestreckt werden.
Entscheidung schafft klare Verhältnisse
Daniel Saurenz von Feingold Research hält das Ergebnis für gut verkraftbar, weil sich die Zahlungen an US-Konsumenten auf mehrere Jahre verteilen. „Entsprechend braucht das Institut wohl kurzfristig keine Kapitalerhöhung“, sagte Saurenz. Über bisherige Rückstellungen hinaus rechnet die Bank im vierten Quartal mit einer Ergebnisbelastung von etwas mehr als 1 Milliarde Euro vor Steuern. In den ersten neun Monaten des Jahres hatte die Bank 1,6 Milliarden Euro vor Steuern verdient.
Einige Börsianer erinnerten aber daran, dass die Aktien der Deutschen Bank seit ihrem Ende September erreichten Rekordtief bei unter 10 Euro mittlerweile um rund 86 Prozent zugelegt haben. So hielt Börsenbriefautor Hans Bernecker in seinem Morgenkommentar baldige Gewinnmitnahmen für möglich. Nachdem in den USA nun die „Kuh vom Eis“ sei, könnten die Anleger bei rund 18 Euro Kasse machen und später zwischen 14 und 15 Euro eine neue Einstiegschance suchen.
Bankensektor in Europa freundlich
Mit ihrem Kursanstieg führten die Aktien der Deutschen Bank am letzten Handelstag vor Weihnachten sowohl den wenig veränderten Dax als auch den europäischen Leitindex EuroStoxx 50 mit großem Abstand an. Die Commerzbank-Aktien lagen im Schlepptau des größten deutschen Finanzinstituts mit einem halben Prozent im Plus. Banken tendierten europaweit fester, was auch an einem Rettungspaket der italienischen Regierung für die angeschlagene Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena lag. Die Papiere der britischen Großbank Barclays verloren dagegen in London gegen den Branchentrend gut ein halbes Prozent. Hier waren die Vergleichsverhandlungen mit der US-Justiz wegen Hypothekendeals gescheitert – nun kommt es zum Prozess. (dpa-AFX)
Foto: Deutsche Bank