Deutsche-Bank-Rückzieher: Lag es am Prospekt?

Einige Kritikpunkte hingegen hatte G.U.B. Analyse in Bezug auf den Prospekt. Er bestand aus 150 Seiten in überwiegend technischem Juristen-Deutsch ohne Bilder und mit wenigen Grafiken oder Tabellen. Allein die Risikohinweise umfassten nicht weniger als 39 (!) eng bedruckte Seiten.

Selbst das vorgeschriebene Merkblatt „wesentliche Anlegerinformationen“ (wAI) war in winziger Schrift derart vollgestopft mit Informationen, dass schon die Lektüre dieser drei Seiten einiges an Durchhaltevermögen erforderte.

Schwerer jedoch wog ein anderer Punkt: Die Ergebnisszenarien in den wAI stellten – wie so oft – nur den möglichen Gesamtrückfluss bis zum Ende der Laufzeit (2028) dar, „zu Illustrationszwecken“. Weder die wAI noch der Prospekt enthielten die entsprechende Basisprognose oder wenigstens Erläuterungen zu den angenommenen Zielfonds-Ergebnissen, die den Szenarien zugrunde lagen.

Basisberechnungen unter Verschluss

Auch Angaben zu der zeitlichen Verteilung der Auszahlungen sowie zu der Höhe der geplanten Re-Investition von Rückflüssen und zu den steuerlichen Ergebnissen fanden sich nicht. Selbst auf Nachfrage rückte die Deutsche Bank die Basisberechnungen nicht heraus.

Die Anleger sollten der Bank also wirklich „blind“ vertrauen – und das auf Basis von Unterlagen, die mit „abschreckend“ noch freundlich beschrieben sind. Das hat offenbar nicht funktioniert. Spielt der Prospekt im Vertrieb also doch eine größere Rolle als vielfach behauptet wird?

Vielleicht ist es schlicht schwierig, Anleger (und vorher den Vertrieb!) von Sachwert-Investitionen zu überzeugen, wenn der Sachwert und seine konkreten Chancen nicht dargestellt werden und wenn Prospekt und wAI nur unansehnliche „Enthaftungs-Dokumente“ sind, deren Gestaltung allein den Juristen überlassen bleibt.

Seite drei: Handicap lange Laufzeit

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