Deutsche Bank will endgültig zurück zur Normalität

Für die Deutsche Bank war 2016 ein Horrorjahr. Auf dem Höhepunkt der Krise gab es sogar Spekulationen, dass das Institut Strafzahlungen aus den USA nicht aus eigener Kraft stemmen könne. Die Aktie notierte zeitweise sogar einstellig. Der Rademacher-Kommentar

Tim Rademacher sieht die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank in vielen Punkten positiv.
Tim Rademacher sieht die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank in vielen Punkten positiv.

Noch vor rund einem halben Jahr stand Deutschlands Geldhaus mit dem Rücken zur Wand. Viele Mitarbeiter und Kunden aber auch die Öffentlichkeit waren sehr über die Zukunft der Gesellschaft verunsichert. Auch die Investoren hielten sich zurück, so dass die Deutsche-Bank-Aktie, welche vor rund zehn Jahren noch bei über 100 Euro gehandelt wurde, unter die Marke von zehn Euro fiel. Zunächst schien es, als ob dem Vorstandsvorsitzenden John Cryan keine Mittel mehr zur Verfügung stünden, den Niedergang des Dax-Konzerns aufzuhalten.

Trendwende kam fast zeitgleich mit Donald Trump

Mit der Wahl von Donald Trump wechselte der Aktienkurs der Deutschen Bank zumindest wieder mittelfristig in einen Aufwärtstrend. Insgesamt nützt Trumps Politik dem Institut, das auch stark in den Vereinigten Staaten aktiv ist. Zum einen profitieren die Frankfurter von der zu erwartenden Deregulierung des Sektors. Zum anderen ermöglichen die durch Trump wieder langfristig steigenden Zinsen die Erzielung von tendenziell höheren Margen. Zudem springt dank der fiskalischen Maßnahmen von Trump offenbar die Weltwirtschaft an, wovon die Hessen ebenfalls profitieren.

Nachdem die Aktie in den vergangenen Wochen wieder Boden gutmachen konnte, nutzt jetzt das Management die verbesserte Lage für eine umfangreiche Kapitalerhöhung. Eine ähnliche Transaktion führte bereits die angeschlagene Großbank Unicredit aus Italien durch. Mit den frischen Mitteln in Höhe von acht Milliarden Euro wird die Deutsche Bank wieder schlagkräftiger. Die Stabilität des europäischen Finanzsystems steigt dadurch, was sich positiv auf den gesamten Aktienmarkt auswirkt.

Strategischer Umbau war notwendig

Um die Deutsche Bank langfristig wieder auf die Erfolgsspur zu bringen, ist der zeitgleich beschlossene strategische Umbau des Großkonzerns zwingend notwendig. Gleiches gilt für die Verschlankung der Firmenstruktur und der damit verbundenen Reduzierung der Belegschaft. Weitere Maßnahmen wie der geplante Teilbörsengang der Fondstochter Deutsche Asset Management, haben durchaus das Potenzial, die Schlagkraft des Unternehmens zu erhöhen. Damit bestehen gute Chancen, dass die Deutsche Bank die künftigen Herausforderungen wieder besser im Sinne der Aktionäre meistern kann. Mit der verstärkten Konkurrenz aus dem Fintech-Sektor, dem Wandel des klassischen Retail-Bankgeschäfts und den zahlreichen Rechtsstreitigkeiten hat die Deutsche Bank auch in den kommenden Jahren noch stark zu kämpfen. Zudem wurde ihr Image aufgrund der vergangenen Geschäftspraktiken stark in Mitleidenschaft gezogen.

Tim Rademacher ist leitender Redakteur im Bereich Investmentfonds bei Cash. und analysiert die Geschehnisse am Kapitalmarkt direkt vom Finanzplatz Frankfurt aus.

Foto: Dirk Beichert

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