Deutsche unterschätzen Erträge bei der Geldanlage

Die Zinsen für Spareinlagen sinken auf immer neue Tiefstände. Doch davon wollen viele Sparer nichts wissen und erwarten satte Erträge, so eine aktuelle Postbank Umfrage. Insbesondere junge Anleger rechnen mit fantastischen Gewinnen nahe der Zehn-Prozent-Marke – eine riskante Fehleinschätzung.

Viele Anleger wollen ertragsseitig hoch hinaus – häufig eine Illusion

Die Deutschen sparen auch 2019 fleißig: Eine aktuelle Kantar-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank ergibt, dass drei von vier Bundesbürgern (74 Prozent) Geld zur Seite legen. Jeder Zweite (49 Prozent) parkt seine Ersparnisse auf dem Girokonto, jeder Dritte (32 Prozent) nutzt ein klassisches Sparkonto. Immerhin jeder Dritte (30 Prozent) besitzt Aktien und Fondsanteile, um sein Geld rentabel anzulegen. Die Höhe dieser Gewinne schätzen allerdings viele falsch ein. Sparer, die Angaben zu ihrer voraussichtlichen Rendite machen, erwarten einen jährlichen Ertrag von durchschnittlich 4,6 Prozent, so die Umfrage. „Dies ist eine unrealistische Schätzung. Auf Sparbuchguthaben gab es solch hohe Zinsen zuletzt in den 1980er-Jahren“, erklärt Dr. Marco Bargel von der Postbank. „Derzeit tendiert der Zinssatz Richtung null Prozent. Selbst eine Rendite, die zumindest einen Inflationsausgleich erreicht, lässt sich im derzeitigen Zinstief mit konservativen Anlagen kaum erzielen.“

Spar-Illusion

Vor allem die sparfreudigen 16- bis 29-Jährigen liegen mit ihren Erwartungen daneben: Die jungen Sparer rechnen mit einem Gewinn von durchschnittlich 9,2 Prozent im Jahr; 15 Prozent versprechen sich sogar Erträge von mehr als zehn Prozent – und das, obwohl sie besonders häufig Anlageformen nutzen, die nahezu keinen Gewinn einbringen. So parken zwei von drei 16- bis 29-Jährigen ihr Geld auf dem Girokonto (64 Prozent; Durchschnitt: 49 Prozent). Jeder Zweite nutzt ein klassisches Sparkonto (49 Prozent; Durchschnitt: 32 Prozent). Und jeder Dritte verwahrt sein Geld sogar unverzinst zu Hause (36 Prozent; Durchschnitt: 20 Prozent).

Kein Wissen, kein Gewinn

Psychologe und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger attestiert den Deutschen eine „recht wunderliche“ Einstellung zum Thema Geld: „Einerseits überschätzen viele die Bedeutung von Geld, andererseits interessieren sich die meisten Menschen kaum für die eigenen Finanzen und haben viel zu wenig Kenntnisse, wie sie ihr Geld anlegen und vermehren können. Nach Jahren bekommen sie dafür dann die Quittung – und sind über das Ergebnis entsetzt.“ Laut Postbank Umfrage ist sich nur jeder vierte Sparer (28 Prozent) bewusst, dass er keine Gewinne mit seinem Geld erzielt, jeder dritte (31 Prozent) hat keinerlei Vorstellung von der Höhe seines jährlichen Ertrags.

Informationen zur Umfrage:

In einer telefonischen, repräsentativen Mehrthemenbefragung im Juli 2019 interviewte Kantar Emnid im Auftrag der Postbank 1.002 Befragte ab 16 Jahren.

Foto: Postbank /© Blazej Lyjak

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