Die Lage der deutschen Versicherer hat sich nach Einschätzung ihres Branchenverbands Ende 2016 wieder gebessert. Trotz des erneut gesunkenen Zinsniveaus dürfte die Solvenzquote der Branche zum Jahreswechsel etwa so hoch gelegen haben wie Ende 2015, sagte Immo Querner, Präsidiumsmitglied des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Nach dem Willen der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa müssen die Versicherer bis 20. Mai ihre Solvenzquoten zum 31. Dezember 2016 bekanntgeben.
Die Niedrigzinsen machen vor allem Lebensversicherungsunternehmen zu schaffen. Nach den 2016 eingeführten geltenden Kapital- und Aufsichtsregeln mit dem Namen „Solvency II“ hatten 16 von 84 deutschen Lebensversicherern bei der Solvenzquote Ende 2015 unter der kritischen Schwelle von 100 Prozent gelegen. Nach erneut gesunkenen Zinsen verfehlten Ende März 2016 sogar 26 Gesellschaften diese Marke, wie die deutsche Finanzaufsicht Bafin berichtet hatte. Drei Unternehmen lagen sogar unter Berücksichtigung von Übergangsmaßnahmen darunter, die ihnen die Umstellung auf die neuen Regeln erleichtern sollen.
Im Schnitt kamen die deutschen Lebensversicherer unter Berücksichtigung der Übergangsmaßnahmen Ende 2015 auf eine Quote von 283 Prozent, drei Monate später waren es nur noch 209 Prozent. Die auch Bedeckungsquote genannte Kennzahl zeigt, ob ein Versicherer über genügend Eigenmittel für Krisenfälle verfügt. Liegt sie unter 100 Prozent, muss der Versicherer erklären, wie er seine Lage verbessern will und möglicherweise sein Eigenkapital aufstocken.
Kapitalanlage bleibt schwierig
Dank zahlreicher Maßnahmen der Unternehmen und wieder anziehender Zinsen habe sich die Situation Ende 2016 wieder gebessert, schätzt Querner, der im Hauptberuf als Finanzvorstand des Versicherungskonzern Talanx (HDI, Neue Leben) fungiert. Die Kapitalanlage bleibe für die Versicherer aber schwierig. So müssen deutsche Lebensversicherer ihren Kunden für alte Verträge vielfach noch Zinsgarantien von bis vier Prozent bezahlen. Bei der Neuanlage erreichen sie aber nur oft noch eine Verzinsung von um die zwei Prozent. Zehnjährige deutsche Staatsanleihen bringen derzeit weniger als ein halbes Prozent Rendite. (dpa-AFX)
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