Deutlicher Dämpfer für die deutsche Konjunktur: Nach dem Brexit-Votum hat sich das Wachstum halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im dritten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem zweiten Vierteljahr, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilt.
Die Exporte sanken, die Unternehmen investierten weniger. Im Frühjahr hatte das BIP noch um 0,4 Prozent zugelegt. Getragen wurde das Wachstum weiterhin von kauflustigen Verbrauchern, dem Bauboom und den Ausgaben des Staates, unter anderem für die Unterbringung und Versorgung Hunderttausender Flüchtlinge.
Von Juli bis September wuchs Europas größte Volkswirtschaft so langsam wie zuletzt vor einem Jahr und schnitt schlechter ab als der Euro-Raum insgesamt. Nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat stieg das Bruttoinlandsprodukt im gemeinsamen Währungsraum um 0,3 Prozent und damit genauso stark wie im zweiten Vierteljahr.
Stärkeres Plus war in Deutschland erwartet worden
Ökonomen hatten mit einem etwas stärkeren Plus in Deutschland gerechnet. Sie sind aber zuversichtlich, dass es sich nur um einen Ausreißer handelt. „Die deutsche Wirtschaft ist angesichts des Brexit-Schocks mit einem blauen Auge über den Sommer gekommen“, sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Bank KfW. Die Briten hatten am 23. Juni für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Der offizielle Antrag wird 2017 erwartet.
Da sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zuletzt quer durch alle Branchen überraschend kräftig verbessert hatte, rechnen Ökonomen mit einem stärkeren Wachstum zum Jahresende. „Der deutliche Anstieg der Stimmungsindikatoren spricht für ein wieder höheres Plus im vierten Quartal“, argumentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.