Am deutschen Aktienmarkt trauen sich die Anleger erstmals seit langem aus der Deckung. Nach seinem jüngsten Absturz startete der Dax am Mittwoch einen Stabilisierungsversuch und kletterte im frühen Handel um 1,24 Prozent auf 8.989,37 Punkte. Damit könnte die Talfahrt, die bislang sieben Tage andauerte, zumindest unterbrochen werden.
„Der Deutsche Aktienindex wird nach dem jüngsten Kurseinbruch für Schnäppchenjäger interessant – aber nur kurzfristig, denn auf lange Sicht ist der Boden womöglich noch nicht erreicht“, schrieb Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. Aktienhändler Mark Lee von der London Capital Group mahnte, dass die negative Stimmung – wenn auch abgeschwächt – anhalte und es Aktienoptimisten schwer mache. Am Vortag hatte der deutsche Leitindex erneut unter Druck gestanden und mehr als 1 Prozent abgegeben, nachdem er zum Wochenstart erstmals seit Oktober 2014 wieder unter der Marke von 9.000 Punkten geschlossen hatte.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg im frühen Handel um 1,51 Prozent auf 18.012,62 Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax kletterte um 1,83 Prozent auf 1517,74 Punkte. Auch im restlichen Europa standen die Zeichen auf Erholung: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 1,52 Prozent auf 2778,04 Punkte vor.
Die US-Notenbank steht im Mittelpunkt
Einzelne Beobachter sprechen nach dem seit Wochen anhaltenden Ausverkauf an den Märkten inzwischen bereits von einer Panik, die durch reine Wirtschaftsdaten nicht mehr zu rechtfertigen sei. Seit Jahresbeginn hat alleine der Dax annähernd 17 Prozent an Wert verloren.
Besondere Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund im Laufe des Tages der Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen zu. Sie spricht am Nachmittag mitteleuropäischer Zeit vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses und am Donnerstag vor dem Bankenausschuss des Senats. Nachdem die Fed im Dezember ihre Leitzinsen erstmals seit der Finanzkrise angehoben hatte, wird den weiteren Zinsentscheidungen ein Symbolcharakter für den Zustand der US-Wirtschaft zugeschrieben.
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„Die Aussage der Fed-Chefin ist zugleich der zentrale Faktor für den Tag“, kommentierte Dirk Gojny von der National-Bank am Morgen. „Sie muss einerseits sehr klar machen, dass sich die US-Wirtschaft trotz der Schwäche in der Industrie sowie der Probleme im Öl- und Gassektor auf einem sehr robusten, binnenwirtschaftlichen Wachstumspfad befindet, den auch der starke US-Dollar kaum aus der Bahn werfen kann.“ Andererseits dürfe Yellen sich nicht so weit unter Zugzwang bringen, dass die Märkte sicher auf einen nächsten Leitzinsschritt im März setzten.
Quelle: dpa-Afx
Foto: Deutsche Börse