Deutscher Ring: Baloise und Signal Iduna erzielen Einigung

Nach 18-monatigem Hickhack um den Versicherer Deutscher Ring haben sich Baloise und Signal Iduna auf die Eckpunkte der künftigen Struktur geeinigt. Eine Absichtserklärung wurde bereits unterzeichnet, der endgültige Vertrag soll bis Ende Mai folgen, kündigten die Unternehmen auf einer spontan anberaumten Pressekonferenz in Hamburg an. Eine Einigung mit dem Betriebsrat muss folgen. Wie sieht die Neuordnung aus?

einigung

Wie zu erwarten, werden die Baloise-Töchter Deutscher Ring Lebensversicherungs-AG und Deutscher Ring Sachversicherungs-AG (DR Leben/Sach) vom Deutscher Ring Krankenversicherungsverein a.G. (DR Kranken) getrennt. Die Kosten der Neuausrichtung, die bis 2012 vollzogen sein soll, tragen beide Parteien im Verhältnis der langjährigen Kostenschlüssel. Damit entfallen 60 Prozent auf die Baloise Group und 40 Prozent auf die Signal Iduna Gruppe.

Die Baloise rechnet nach wie vor mit einem Aufwand von 30 Millionen Euro. Die Synergieeffekte, die im Zuge der „Entflechtung“ gehoben werden sollen, bezifferte Baloise-Chef Dr. Martin Strobel vor Pressevertretern in Hamburg auf 20 bis 25 Millionen Euro. Die Höhe der Kosten für die Trennung der Vertriebs- und Verwaltungsstrukturen des Konzerns ist allerdings umstritten. So rechnet beispielsweise der Betriebsrat der Ring Gruppe mit 120 Millionen Euro.

Baloise zahlt 60 Prozent der Umstrukturierungskosten

Die Vertriebspartner der Stammorganisation, die bisher für alle drei Ring-Gesellschaften zuständig waren, haben das Angebot, künftig entweder in die Stammorga von DR Leben/Sach oder von DR Kranken zu wechseln. Laut Signal-Iduna-Chef Dr. Reinhold Schulte wurden mit den insgesamt 808 Mitarbeitern, die über Verträge mit beiden Unternehmen verfügen, bereits Gespräche und Verhandlungen geführt. Er äußerte sich zuversichtlich, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die zu einer gleichmäßigen Neuverteilung führt. Jobverluste soll es durch die Neuaufstellung nicht geben.

Neben den Produkten aus dem eigenen Haus und denen der zweiten Baloise-Deutschland-Tochter Basler werden die Vertreter von DR Leben/Sach auch weiterhin exklusiv Versicherungen der DR Kranken vertreiben. Dies ist umgekehrt ebenso der Fall. Der Maklervertrieb soll spartenbezogen aufgeteilt und in den jeweiligen Gesellschaften fortgeführt werden.

„Um größtmögliche Kontinuität für Kunden zu gewährleisten“, so die Unternehmen, wechseln die Vertriebspartner mit ihren Versicherungsbeständen. Die Bestände selbst verbleiben bei DR Leben/Sach beziehungsweise DR Kranken, werden aber von den Vertriebspartnern weiter betreut. Im Ergebnis werden die Sach- und Leben-Bestände künftig zu 55 Prozent von Vertrieblern der Baloise-Seite und zu 45 Prozent von denen der Signal Iduna betreut. Für die Kranken-Bestände ist ein Verhältnis von 50/50 vorgesehen. Für den Wertverlust im Bestand der DR Sach sowie den Verlust von Vertriebskraft der DR Leben zahlt die Signal Iduna Gruppe einen Ausgleich, heißt es weiter.

Neue Beteiligungsverhältnisse bei OVB, Zeus und DRMM

Beim Zankapfel OVB, dem Kölner Finanzvertrieb, an dem die Ring Gruppe über ihre Holding beteiligt ist, einigten sich die Streitparteien darauf, dass DR Kranken seinen Anteil von 17,56 Prozent übernimmt und damit insgesamt auf 21,28 Prozent kommt. Das bedeutet die Übernahme der unternehmerischen Führung, da Konzernschwester Signal Iduna knapp 29 Prozent hält. Die Baloise-Töchter verfügen künftig über 35 Prozent der Anteile und betonen, weiter großen Einfluss zu haben.

Im OVB-Aufsichtsrat stellen Signal Iduna und Baloise künftig je zwei Vertreter. Zusätzlich soll eine dritte, unabhängige Person in das Gremium einziehen. Das sechste Mandat wird auch künftig ein Vertreter des Versicherers Generali innehaben. Beide Parteien erklärten indessen, an einer erfolgreichen Weiterentwicklung der OVB interessiert zu sein und kündigten an, das Osteuropa-Geschäft auszubauen. Die Interessen werden wie bisher über einen Stimmbindungsvertrag gewahrt.

An der Deutscher Ring Bausparkasse bleibt der DR Kranken unverändert beteiligt. DR Leben/Sach übernimmt die 35-Prozentige Beteiligung der DR Kranken an der Zeus Vermittlungsgesellschaft und wird dadurch alleiniger Eigentümer des Vertriebskanals für das Unfallgeschäft. Auch der Maklerpool der Ring Gruppe, die Deutsche Maklermanagement AG (DRMM), geht komplett an die Baloise-Töchter. Deren Vorstandschef Dr. Frank Grund erklärte, dass die DRMM in der Sparte Leben in Zukunft die treibende Kraft im Maklergeschäft werden soll. Die Signal Iduna hatte mit der SDV Servicepartner der Versicherungsmakler bereits zu Jahresbeginn eine Tochter an den Start gebracht, die der DRMM ähnelt.

Als Dachmarke wird der Name „Deutscher Ring“ verschwinden. Allerdings werden die bislang verflochtenen Unternehmen das Label jeweils mit dem Zusatz für das Lebens-, Sach- beziehungsweise Krankenversicherungsgeschäft weiterführen.

Seite 2: Betriebsrat: „Keine Entflechtung ohne uns!“

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