Will Deutschland eine Rentenreform vermeiden, muss das Pro-Kopf-Einkommen steigen. Gelingen kann das über eine Förderung von Zukunftsbranchen – Japan hat es bereits geschafft. Ein Kommentar von Patrick Vogel, Fondsmanager des MainFirst Absolute Return Multi Asset.
Europa steckt schon länger in der Stagnation, die Weltwirtschaft droht gar in die Rezession zu rutschen. Deutschland würde davon hart getroffen, denn hierzulande trifft die Konjunkturphase mit mangelnder Innovation sowie einer problematischen demografischen Entwicklung zusammen, welche Binnennachfrage und Inflation dämpft.
Japanisches Konjunkturprogramm als Vorbild
Das mittelfristige Problem: Die absehbar steigenden Rentenlasten lassen sich mit dem aktuellen Schuldenniveau nicht refinanzieren. Will die Bundesregierung eine Rentenreform vermeiden, bleibt als einziger Weg eine Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens, also der Produktivität. Dazu muss Deutschland schleunigst die richtigen Branchen fördern – künstliche Intelligenz und Robotik sind die wichtigsten Felder.
Zum Sparen ist es die falsche Zeit, die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank würde vielmehr die ideale Gelegenheit bieten, um durch gezielte Fiskalpolitik, Konjunkturprogramme und strukturelle Reformen dem Land langfristig zu höherem Wachstum zu verhelfen. Es lohnt ein Blick nach Japan, denn dort ist das bereits gelungen.
Investitionen haben positive Effekte auf den Nikkei
Die Bevölkerungszahl in Nippon sinkt seit rund 20 Jahren, daher ist das Land mit Lösungsansätzen voraus und hat seit dem Platzen der Immobilienblase 1990 eine Steigerung des BIP pro Kopf erreicht. Bewerkstelligt hat Japan das durch eine einzigartige Kombination aus ultralockerer Geld- und Fiskalpolitik, strukturellen Reformen und staatlichen Konjunkturprogrammen.
Darüber wurden staatliche Investitionen im Umfang von bislang über 230 Milliarden Euro in Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Erdbebensicherung finanziert. Steuersenkungen für Unternehmen – besonders für Technologiefirmen – kurbeln die Konjunktur an. Die Maßnahmen zeigen Wirkung:
Der japanische Leitindex Nikkei ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, die Arbeitslosigkeit befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren, und Japans Direktinvestitionen im Ausland übertreffen selbst die der Chinesen.
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