Deutschlands Verbraucher haben nach drei Krisenjahren ihre Ersparnisse aufgebraucht und zuletzt deutlich weniger Geld ausgegeben, die Wirtschaft rutscht daher in eine Rezession. Das zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamtes zum Bruttoinlandsprodukt (BIP): Im ersten Quartal ist die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen. Damit sind die pessimistischen Erwartungen eingetroffen, insbesondere die Inflation fordert ihren Tribut.
Weniger Aufträge in der Bauwirtschaft
Neben dem privaten Konsum schwächelt auch eine zweite Wachstumssäule der inländischen Wirtschaft: Die Bauwirtschaft. Sie hat mit gestiegenen Energiepreisen und der Zinswende zu kämpfen. Hohe Zinsen sorgen für hohe Finanzierungskosten – die Nachfrage nach Bauprojekten ist daher gesunken. Die Industrie schaffte es nicht, die schwierige Lage der Verbraucher und der Bauwirtschaft auszugleichen: Zwar legte die Produktion im ersten Quartal 2023 um zwei Prozent zu, im März erlebte sie aber einen deutlichen Rückschlag.
Nur kleine Hoffnungsschimmer
Auch der Außenhandel konnte die deutsche Konjunktur nur leicht stützen. Weil die Nachfrage aus China derzeit ausbleibt, ist im Sommer kaum mit Besserung zu rechnen. Kurzum: Die deutsche Wirtschaft steht vor einem massiven Problem. Die schwache Binnenwirtschaft und nachlassende Wettbewerbsfähigkeit sorgen dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Einzige Hoffnungsschimmer: Die nachlassenden Lieferengpässe und sinkende Energiepreise. Das IW geht daher im Jahr 2023 von einem BIP-Wachstum in Höhe von 0,25 Prozent aus.
Autor Dr. Thomas Obst ist Senior Economist beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.