Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im April 2016 einen Welt-Diabetes-Bericht veröffentlicht und lenkt die Aufmerksamkeit damit auf eine Stoffwechselstörung, von der im Jahr 2014 scheinbar nur wenig bemerkt über 420 Millionen Menschen weltweit betroffen waren. Eine schleichende Entwicklung? Gastkommentar von Sebastian Leins, Ökoworld AG.
Diabetes-Erkrankung
Bei Diabetes mellitus – kurz Diabetes oder umgangssprachlich Zuckerkrankheit – kann der Körper ein zur Verfügung stehende Hormons namens Insulin nicht ausreichend verstoffwechseln (Typ 2 Diabetes). Oder der Körper ist nicht (mehr) dazu in der Lage, ausreichend Insulin selbst zu produzieren (Typ 1 Diabetes). In beiden Fällen führt es dazu, dass die Funktion, die das Hormon im Körper hat – nämlich die Regulierung des Blutzuckerspiegels, und damit die Verteilung in die Zellen – nicht mehr ausreichend gewährleistet ist.
Ein solches Ungleichgewicht kann schwerwiegende Folgen haben – bis hin zum Tod – und muss daher behandelt werden. In vielen Fällen muss eine medikamentöse Behandlung stattfinden, das heißt eine regelmäßige Gabe von Insulin muss in den Körper erfolgen.
Komplexe Zusammenhänge
Neben der Behandlung der erkrankten Menschen ist es unabdingbar, weitere Menschen vor einer solchen Erkrankung zu schützen. Dazu ist es aber notwendig, sich mit den Ursachen einer solchen Erkrankung auseinanderzusetzen. Gerade bei Diabetes können diese aber komplex sein – neben der Erkrankung einzelner Organe können auch genetische Defekte dafür verantwortlich sein.
Es ist nicht mehr umstritten, dass Diabetes verschiedene andere Krankheiten begünstigt. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Nierenversagen gehören zu diesen gefährlichen Erkrankungen. Auch wenn die Ursachen komplex sind, so scheint eines deutlich: Ernährung, mangelnde Bewegung und Stress haben einen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen und damit auch auf die Gefahr, an Diabetes zu erkranken. Und es ist auch Nicht-Fachleuten einleuchtend, dass eine Ernährung, die zu viel Zucker, Fett und Salz enthält, für unseren Körper eine große Herausforderung darstellt. Selbiges gilt für den Drogen- und Alkoholkonsum und das Rauchen.
Gesunde Ernährung und Bewegung als Prävention
Und auch wenn im Rahmen dieses Beitrags einige Zusammenhänge nur kurz angerissen und nicht abschließend diskutiert werden können, so ist klar, dass eine gesunde Ernährung mit ausreichend Bewegung die bestmögliche Prävention darstellt, um zumindest die Erkrankung mit Typ 2 Diabetes vorzubeugen. Dieses ist auch das Fazit und die dringende Empfehlung der WHO. Besonders wichtig ist daher auch die bewusste und gesunde Ernährung von Kindern sowie deren Freude an Bewegung.
Was im frühen Stadium nicht erlernt wird, wenn der Körper sich an Bewegung und das Essen gewöhnt, das kann später nur mit erhöhtem Aufwand rückgängig gemacht werden. Im Extremfall kann eine Erkrankung schon bei Kindern erfolgen. Gefragt ist also ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem das Bewusstsein der einzelnen Menschen geformt werden muss. Unterstützt durch staatliche Programme und durch die (vor-)schulische Bildung bis hin zur Ernährung in Kindertagesstätten.
Herausfordernder Alltag
Aber unser Alltag und unsere Umwelt machen es uns nicht immer leicht, diesen Weg der Gesundheit einzuschlagen. Wenig Zeit für Essen (selbst schon bei Schulkindern), einfache Verfügbarkeit von salzigen und fettigen Speisen (vielfach deutlich günstiger als gesunde Alternativen) sowie die schnellen Süßigkeiten nebenher oder zwischendurch. Ebenso die Omnipräsenz süßer Getränke, wie Cola oder der Zucker im Kaffee und im Tee. Und wenn wir ehrlich sind, dann nehmen wir viel häufiger Werbung für die zu süße, zu salzige und zu fettige Ernährung wahr, als deren Alternativen. Schon früh in einem noch jungen Leben beginnt diese Werbung zu greifen. Dahinter stehen dann Unternehmen, die mit unserer ungesunden Ernährung viel Geld verdienen. Und auch im Supermarkt sind zum Beispiel die Regale mit den Süßigkeiten immer ganz bewusst platziert, um uns einzuladen, zuzugreifen.
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Was bleibt?
Eine große Herausforderung für uns alle. Eine umfangreiche Bewusstseinsbildung bei Eltern und Kinder, bei Berufstätigen und alten Menschen muss erfolgen, unterstützt von Anreizen, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen. Denn neben den individuellen Risiken beschreibt die WHO auch die Risiken für die Gesundheitssysteme, die die Kosten der Erkrankung tragen müssen. In Ländern ohne solche Gesundheitssysteme ist das Risiko für die einzelnen erkrankten Menschen noch größer.
Sebastian Leins ist Deputy Head of Sustainability Research bei der Ökoworld AG, Hilden.
Foto: Ökoworld AG