Schiffsfonds: Die Ära der Asset Manager ist da

Schiffsfonds steht eine zweite Sanierungswelle bevor. Die Initiatoren müssen erneut ihre Kompetenzen als Asset Manager beweisen. Während einige sich wieder darauf beschränken können, Restrukturierungskonzepte zu entwickeln, müssen andere Insolvenzverfahren abwickeln.

Jürgen Salamon, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Peters-Gruppe
Jürgen Salamon, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Peters-Gruppe

Text: Andreas Friedemann, Cash.

Der 19. Oktober 2011 war ein düsterer Tag im Leben von Jürgen Salamon, geschäftsführender Gesellschafter der Dortmunder Dr. Peters Gruppe, die seit dem Jahr 1975 mehr als 140 Fonds emittiert hat, 76 davon im Schiffsbereich. Einer von ihnen, der DS-Fonds Nr. 111, der in zwei Aframax-Tanker investierte, musste an jenem Oktobertag Insolvenz anmelden. „Ein einmaliger Vorgang in der Unternehmensgeschichte unseres Hauses, den mein Management und ich mehr als bedauern“, heißt es in dem persönlichen Brief an Anleger und Vertriebspartner, den Salamon, Inhaber des Emissionshauses, verfasste und tags darauf verschicken ließ.

Das Emissionshaus Dr. Peters kämpft um zwei Tanker

Es war eine Niederlage, die der Unternehmer nicht auf sich sitzen lassen konnte und wollte. Mit Hochdruck suchten die Mitarbeiter der Dr. Peters Gruppe an den Standorten Dortmund und Hamburg nach einem Ausweg, der sich rechtzeitig am Tag der Weihnachtsfeier des Emissionshauses, am 22. Dezember 2011, auftat und seither verfolgt wird.

Aber der Reihe nach: Als der DS-Fonds Nr. 111 im September 2005 auf den Markt kam, waren die Lehman-Pleite, die Finanz- und Wirtschaftskrise und der Zusammenbruch der Schifffahrtsmärkte noch drei Jahre entfernt und in ihrem Ausmaß unvorstellbar. Die beiden Fondstanker „DS Power“ und „DS Performer“ waren fünf beziehungsweise sechs Jahre alt, von der A.P. Møller-Maersk-Gruppe zu marktgerechten 101,4 Millionen Euro erworben und langfristig an diese verchartert. Mindestens 24.500 US-Dollar pro Tag und Schiff sollte der damalige wie heutige Marktführer Møller-Maersk über einen Zeitraum von 5,5 Jahren für die Nutzung der Tanker zahlen. Bis Ende des Jahres 2010 kam die Fondsgesellschaft sämtlichen Zins- und Tilgungsforderungen der Fremdkapitalgeber Commerzbank und Nordea Bank nach.

„Um für die sich bereits abzeichnende schwache Entwicklung der Tankermärkte gewappnet zu sein, beantragten wir Ende Mai 2011 vorsorglich eine Tilgungsaussetzung für zwei Jahre. Früher wäre das unter professionellen Teilnehmern der seit jeher zyklischen Schifffahrtsmärkte eine Formalie gewesen, wenn der Kapitaldienst bis dato reibungslos geleistet wurde“, berichtet Salamon. „Der gefundene Kompromiss über die Stundung von nur einem Jahr wurde kurz darauf von einem der beiden Bankpartner gekippt, der plötzlich forderte, dass Anleger bereits erhaltene Ausschüttungen zurückzahlen sollten, um die Liquidität der Fondsgesellschaft zu sichern“, so Salamon.

Anleger sind das Zünglein an der Waage

Das war nur der Anfang einer unendlichen Geschichte von zahllosen Bemühungen, die Insolvenz der Fondsgesellschaft abzuwenden, denn die genannten Banken hatten den Schiffskredit zwischenzeitlich fällig gestellt. „Nachdem auch umfangreiche Zugeständnisse der Anleger, die in außerordentlichen Gesellschafterversammlungen erzielt wurden sowie ein Darlehen der Dr. Peters Gruppe über fünf Millionen Euro die Kreditinstitute nicht umstimmen konnte, waren wir schlichtweg fassungslos und hatten keine andere Wahl, als den Insolvenzantrag zu stellen“, berichtet Salamon.

Die Zeit bis zu den Versteigerungsterminen der beiden Aframax-Tanker am 20. beziehungsweise 22. Dezember 2011 ließen er und seine Asset Manager nicht ungenutzt verstreichen und bastelten an einem Fortführungskonzept, mit dem sich die Schiffe zurückholen und die Einlagen der Anleger retten lassen. Dafür sind allerdings drei Hürden zu überwinden: Der Erwerber muss die beiden zehn Jahre alten Aframax-Tanker für insgesamt 32 Millionen US-Dollar an den Fonds verkaufen. Zweitens muss eine Bank ein Darlehen in Höhe von 25,6 Millionen US-Dollar bereitstellen. Die dritte Hürde ist die höchste: Die Westfalen müssen die Kommanditisten dazu bringen, insgesamt rund zwölf Millionen US-Dollar Eigenkapital beizusteuern. Um eine Verwässerung der Fondsanteile zu vermeiden, müsste jeder Altanleger 27 Prozent seiner ursprünglichen Einlage nachschießen und könnte so die frühere Beitrittssumme retten.

„Die Resonanz des derzeitigen Eigentümers der Schiffe, unserer Banken und der Altanleger auf das Konzept ist sehr positiv. Planungsgemäß werden die Tanker in einer neuen Gesellschaft über einen Zeitraum von sieben Jahren beschäftigt und anschließend verkauft werden. Der kalkulierte Gesamtmittelrückfluss ist mit 265 Prozent der neuen Einlage nach Steuern überaus attraktiv“, so der Dr.-Peters-Chef. Salamon ist jedoch bei Weitem nicht der Einzige, der um das Überleben seiner Fonds kämpft.

Seite 2: Zahlreiche Emissionshäuser haben bereits Insolvenzen in ihrer Leistungsbilanz

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