Der Bedarf für Risikolebensversicherungen ist unbestritten. Das macht die Coronapandemie drastisch klar. Das Produkt bleibt aktuell aber hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das zeigt das erste Qualitätsrating für Risikolebensversicherungen, dass die Ratingagentur Franke und Bornberg jetzt veröffentlichte: Nur zehn von 268 untersuchten Tarifen erreichen auf Anhieb die Höchstnote FFF+.
Als Zielgruppe der Risiko-LV gelten Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren. In Deutschland sind das mehr als 51 Millionen Menschen. Viele von ihnen tragen Verantwortung für andere – ob Lebens- oder Ehepartner, Kinder, Freunde oder Geschäftspartner. Trotzdem gab es 2019 hierzulande nur 7,6 Millionen Risikolebensversicherungen.
Damit sorgt rein rechnerisch nur jeder Siebte mit einer Risiko-LV vor. In den letzten 20 Jahren sank die Zahl der Neuabschlüsse sogar kontinuierlich auf nur noch 474.503 Verträge im Jahr 2019. „Das Potenzial der Risiko-LV ist groß, aber es wird zu wenig ausgeschöpft“, bedauert Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Damit bleibe die Risiko-LV deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück.
„Bislang ging es bei der Risikolebensversicherung vor allem um den Preis“, skizziert Franke die Ausgangssituation. „Prämienlisten, aufsteigend sortiert, sollten Entscheidungshilfen geben. Doch der Vertrag sollte auch in allen Lebensphasen funktionieren, denn vor dem Tod kann es andere Wechselfälle im Leben geben.“
Mit dem neuen Risiko-LV-Rating will Franke und Bornberg die Produktqualität in den Vordergrund stellen und dafür den Fokus auf bedingungsseitig zugesagte Leistungen gelegt.
Bemerkenswert auch: Das neue Rating vernachlässigt den Preis. Die Rating-Agentur begründet den Ansatz damit, dass die Preisermittlung bei einer Risiko-LV abhängig von sehr vielen individuellen Faktoren sei.
So spielten Alter, Beruf, biometrischen Daten, Laufzeit und Annahmerichtlinien der Gesellschaften eine wichtige Rolle. Zudem habe die jeweils geltende Überschussdeklaration erheblichen Einfluss auf den Zahlbeitrag. Daher empfiehlt der Rating-Experte Franke bei qualitativ hochwertigen Angeboten einen individuellen Preisvergleich anzustellen.
Für das Risiko-LV-Rating haben die Analysten von Franke und Bornberg einen Katalog aus neun Hauptkriterien mit 36 Detailkriterien entwickelt. Insgesamt wurden 268 Einzeltarife von 60 Versicherern untersucht.
„Es bleibt selten bei nur einem Tarif zur Risiko-LV. Die meisten Versicherer haben zwei oder drei Produkte im Angebot, in der Regel als Basis-, Komfort- und Premiumvariante etikettiert“, erläutert Franke die Angebotsvielfalt.
Basisprodukte richteten sich vor allem an besonders preissensible Kunden. „Basistarife bieten Todesfallschutz zum günstigen Preis, aber keinerlei Extras“, so Franke weiter. Nützliche Features wie Nachversicherungsgarantie oder zusätzliche Leistungsauslöser finden sich nach Angaben der Rating-Agentur erst bei Komforttarifen.
Zehn mal „hervorragend“
Im neuen Risiko-LV-Rating von Franke und Bornberg erreichen zehn Tarife von sieben Versicherern auf Anhieb die Top-Klasse FFF+ („hervorragend“).
Die Höchstbewertung erhielten:
Basler Lebensversicherung-AG | RisikoVersicherung Premium |
Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG | RisikoLeben Plus, RisikoLeben Premium |
Feuersozietät Lebensversicherung AG | RisikoLeben Plus, RisikoLeben Premium |
HUK-COBURG-Lebensversicherung AG | RLV Premium |
HUK24 AG | RLV Premium |
Saarland Lebensversicherung AG | RisikoLeben Plus, RisikoLeben Premium |
Versicherer im Raum der Kirchen Lebensversicherung AG | RLV Premium |
Hinzu kommt die Delta Direkt Lebensversicherung AG München, deren RLV Tarif (1, 2, 3 und 4) jedoch nur in Verbindung mit dem Baustein Immobilienabsicherung die Höchstnote erhält.
Qualität ausbaufähig
Insgesamt erhielten 146 Tarifen die Note FF+. Das zeige, dass das Leistungsniveau im Markt gut sei, aber auch noch Entwicklungspotentiale biete, schlussfolgert die Rating-Agentur.
Die Qualität der Risikolebensversicherungen bewertet Franke und Bornberg derzeit als zufriedenstellend, mit Luft nach oben.
Bislang stehe die Risiko-LV noch zu selten im Fokus der Produktentwickler. Bei Biometrieversicherern friste sie oft ihr Dasein im Schatten der BU-Produkte.
„So manches Bedingungswerk scheint eine Kopie der jeweiligen BU- Bedingungen zu sein. Das betrifft die Anzeigepflichtverletzung ebenso wie Leistungsauslöser der Nachversicherungsgarantie oder Regelungen bei Zahlungsschwierigkeiten“, beobachtet Franke.
So entstehe der Eindruck, als würden Risiko-LV-Bedingungen einfach von vorhandenen BU-Bedingungswerken abgekupfert. Oft lägen sogar veraltete BU-Bedingungen zugrunde.
Auch bei der Flexibilität der Tarife gibt es nach Ansicht der Rater Spielraum. „Nur wenige Produkte erlauben Versicherten, ihren Versicherungsschutz über das ursprünglich vereinbarte Endalter hinaus zu verlängern. Das ist vor allem bei Anschlussfinanzierungen wichtig. Doch bislang haben ältere Versicherte kaum Chancen, nach Vertragsablauf noch Versicherungsschutz zu bekommen“, kritisiert Franke. Auch Regelungen für eine vorgezogene Todesfallleistung bei einer schweren Erkrankung fehlten oft oder setzten hohe Hürden, was die Prüfung durch Ärzte angeht.
Nachversicherungsgarantien unabhängig von einem festgelegten Auslöser sind ebenfalls selten – und fast ausschließlich den Top-Produkten vorbehalten. Auch bei Zahlungsschwierigkeiten ist mehr Flexibilität gefragt. Denn eine Beitragsfreistellung geht bislang fast immer mit dem Verlust des Versicherungsschutzes einher. Nur jeder sechste Tarif erlaubt Beitragsstundung – und das auch nur für maximal sechs Monate.
Potenzial für Vermittler
Zahlung bei Tod: Mit diesem Leistungsversprechen zählen Risikolebensversicherungen (Risiko-LV) zu den ältesten Versicherungen überhaupt. Sie geben Hinterbliebenen finanzielle Sicherheit, schützen Gläubiger vor Zahlungsausfall und sichern Geschäftspartner gegenseitig ab.
Meinungsumfragen zeigen: Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie überdenken viele Menschen ihre Vorsorgestrategie. Der Wunsch nach Risikoabsicherung wächst.
Bei einer aktuellen Umfrage gaben immerhin sechs Prozent der Befragten an, in den nächsten zwölf Monaten eine Risikolebensversicherung abschließen zu wollen. Das sind hochgerechnet auf den befragten Bevölkerungskreis rund zwei Millionen Menschen, die als Kunden in Frage kämen.
Aus dem Grund empfiehlt der Tarifexperte Produktentwicklen, die Chance zu ergreifen und die Risiko-LV stärker am Bedarf von Verbrauchern ausrichten. Flexible Gestaltungen, Bausteinlösungen und kundenorientierte Bedingungen seien die Mittel der Wahl, so die Empfehlung der Rating-Agentur. (dr)
Foto: Franke und Bornberg