In wenigen Tagen gehen auch in den letzten Bundesländern die Sommerferien zu Ende und ein neues Schuljahr beginnt. Auch in diesem Jahr wird ein weiterer Jahrgang Kinder eingeschult, denen innerhalb ihrer schulischen Laufbahn wohl die Chance auf eine ausreichende Finanzbildung verwehrt bleiben wird. Noch nie war es wichtiger, Schülern die Grundlagen zur finanziellen Sicherheit und Selbstbestimmung zu vermitteln. Die Not ist groß, den nächsten Generationen die Vorsorge nicht nur einfacher, sondern auch verständlicher zu machen.
Ersparnisse sind bedroht
Die weiterhin hohe Inflationsrate, die per August in Deutschland 7,9 Prozent beträgt, entwertet die traditionell in Geldwerten gehaltenen Ersparnisse der Deutschen massiv. So gehen die Notenbanken Fed und EZB nun schon seit einiger Zeit davon aus, dass uns eine erhöhte Inflation länger als Belastungsfaktor erhalten bleiben wird, als zunächst erwartet wurde. Jüngst hat die Europäische Kommission ihre Schätzung für die Inflationsrate in der Eurozone im kommenden Jahr nach oben korrigiert. Trotz einem erwarteten Rückgang soll die Teuerungsrate laut dem EU-Gremium 2023 noch bei vier Prozent liegen.
Es lässt sich nicht leugnen: Schon jetzt leiden hierzulande Menschen im Alter von über 80 Jahren überproportional unter keinem oder einem zu geringen Einkommen. Einst hart erarbeitete Rücklagen reichen für viele nicht mehr aus, um ein normales Leben zu bestreiten. Laut einer Untersuchung des Bundesministeriums für Senioren ist fast ein Viertel der Menschen in dieser Altersgruppe von Armut betroffen. Für eine entwickelte Industrienation ist dies beschämend. Vielmehr noch bestätigt die Untersuchung, dass es nicht ausreicht, die Altersvorsorge allein dem Staat zu überlassen. Gezielte schulische Finanzbildung sollte im Idealfall eine Basis schaffen, damit in Zukunft jeder mündig über seine eigene Vorsorge entscheiden kann.
Finanzbildung erwünscht
Dabei müsste man die meisten Schüler dafür gar nicht erst begeistern. 72 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wollen laut einer Umfrage des Bankenverbandes schon jetzt, dass das Erlernen wirtschaftlicher Zusammenhänge einen höheren Stellenwert in der allgemeinen Schulbildung erhält. Die Mehrheit vertritt die Meinung, in der Schule hätten sie nicht viel oder fast nichts darüber gelernt. Mehr als drei Viertel der Befragten befürworten sogar die Einführung eines Pflichtfachs „Wirtschaft“ – erschreckenderweise blieb das den meisten Schülern bisher verwehrt. Lediglich in Baden-Württemberg gibt es die Wirtschaftskunde derzeit verpflichtend im Lehrplan.
Auch die Eltern sind gefragt
Ganz oben auf der Wunschliste der Jugendlichen steht der Unterricht zu den Themen „Umgang mit Geld“ und „Altersvorsorge“. Angesichts der fortschreitenden Geldentwertung und der schon jetzt gravierenden Altersarmut, wäre es leichtsinnig, jungen Menschen diesen Wunsch weiterhin auszuschlagen. Auch Eltern können – sogar ohne große Vorkenntnisse – einen Teil dazu beitragen, ihren Kindern den bewussten Start in die Altersvorsorge zu ermöglichen. Wer zur Einschulung die Schultüte seiner Kinder um einen Sparplan auf einen Aktienfonds ergänzt, der kann schon früh den Grundstein für die spätere finanzielle Absicherung legen. Ihre Kinder bringen viele Jahre Zeit mit, bevor sie später einmal auf das angelegte Kapital zurückgreifen müssen. Dadurch können sie die hohen Renditeerwartungen bei Aktien gut ausschöpfen und Marktschwankungen aussitzen. Auch eine Mischung aus Aktienfonds und Edelmetallen könnte sich anbieten. Je nach Zusammenstellung bot eine solche Mischung bislang ebenfalls attraktive Wertzuwächse und dabei ein ausgewogenes Risiko.
Wenig Aufwand, hoher Ertrag
Wer mit der Einschulung nur 100 Euro monatlich in einen Sparplan einzahlt, und dem Nachwuchs das Depot zum 18. Geburtstag überlässt, der kann bei einer Rendite von sechs Prozent pro Jahr, dem Nachwuchs voraussichtlich Geldanlagen im Wert von rund 20.000 Euro schenken. Wer schon bei Geburt des Kindes an einen solchen Sparplan denkt, kann zur Volljährigkeit 36.000 Euro übergeben. Wenn die Kinder jeden Monat weiter einzahlen, verfügt das Depot bis zum Rentenalter über einen Wert von mehr als 550.000 Euro bzw. 779.000 Euro. Aus historischer Sicht ist diese Renditeschätzung sogar konservativ.
Leider besitzen laut dem deutschen Aktieninstitut bislang nur 12,1 Millionen Deutsche – weniger als 15 Prozent der Gesamtbevölkerung – Aktien, Fonds oder ETFs. Ein Lichtblick ist zumindest, dass die Goldanlage in Deutschland äußerst beliebt ist. Das Edelmetall bietet nicht nur eine Absicherung gegen Kriege und Krisen, sondern konnte die Inflation im historischen Rückblick auch langfristig überkompensieren. Immerhin 40 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik besitzen laut der Berliner Steinbeis-Hochschule physische Gold-Barren oder -Münzen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass Geschichte im Gegensatz zum Wirtschaftsunterricht in deutschen Klassenzimmern zu Recht ein weit verbreitetes Pflichtfach ist.
Tim Bröning ist seit 2009 in der Geschäftsleitung der Fonds Finanz Maklerservice GmbH und verantwortlich für den Bereich Non-Insurance, Finance & Legal.