Die Drews-Kolumne: Gleich, gleicher, Unisex!

Foto: Canada Life/Fotobonn
Markus Drews

Vor genau zehn Jahren zwang ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EUGH) die Versicherungsbranche zum Handeln: Die Einführung der Unisex-Tarife schrieb gleiche Preise für Männer und Frauen vor. Dennoch: Was die Absicherung betrifft, hat sich an der Diskrepanz zwischen Männern und Frauen bis heute nicht viel verändert. Es braucht einen Equal Save Day. Die Kolumne von Canada Life Deutschland CEO Markus Drews.

Vor genau zehn Jahren zwang ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EUGH) die Versicherungsbranche zum Handeln: Die Einführung der Unisex-Tarife schrieb gleiche Preise für Männer und Frauen vor. Die bis dahin übliche Berücksichtigung des Geschlechts als Risikofaktor sei eine unzulässige Diskriminierung, so die Richterinnen und Richter in ihrem Urteil.

Für die Versicherer bedeutete das: Neu-Berechnungen, Anpassungen, Übergangsregelungen, FAQs. Und wie sah es hinterher aus Sicht der potenziellen Kundinnen und Kunden aus? In der Praxis zahlten Männer und Frauen dann zwar einen einheitlichen Preis, aber sie zahlten oft auch mehr als vorher: Anfang 2013 berichteten Medien von Preissteigerungen in der Lebensversicherung – betroffen waren Risikoleben, in Teilen auch Rentenversicherungen und Berufsunfähigkeit.

Das lag laut dem Analysehaus Morgen & Morgen nicht nur an der Unisex-Umstellung, auch niedrige Zinsen und Tarif-Verbesserungen spielten eine Rolle. Damit brachte die flächendeckende Überarbeitung der Preislandschaft durchaus andere Folgen als ursprünglich gewünscht.

Die Ungleichheit in der Absicherung blieb

Gleichbehandlung ist für mich ein hohes Gut. Aber kann die Gleichheit vor dem Tarifrechner einem so komplexen Thema wie Absicherung überhaupt gerecht werden? Vermutlich nicht. Denn eines hat sich 10 Jahre nach Einführung der Unisex-Tarife nicht geändert: die strukturell deutlich schlechtere Absicherungssituation von Frauen gegenüber Männern.

Und diese ist erschreckend, wie einschlägige Statistiken bestätigen: Laut dem Statistischen Bundesamt liegt die Armutsgefährdung bei Frauen ab 65 Jahren bei 21 Prozent – deutlich höher als bei Männern, wo es immerhin auch mehr als 17 Prozent sind. Aber woran liegt das? Offenbar ja nicht an der Tarifierung.

Ursachen, die regelmäßig in der Diskussion auftauchen: Unterbrochene Erwerbsbiographien und geringerer Verdienst, die dann für geringere gesetzliche Rentenansprüche sorgen. Doch erklärt das wirklich alles? Ich denke nicht, denn die gesetzliche Rente wird für viele ohnehin nicht reichen – das gilt auch für Männer.

Stellschrauben identifizieren und handeln

Um diese Lücke anzugehen und durch Sparen zu schließen, bietet die private Altersvorsorge vielfältige Möglichkeiten. Frauen nutzen sie bislang viel seltener als Männer: Nur ein Fünftel der Frauen spart und investiert regelmäßig für den langfristigen Vermögensaufbau, wie Karolina Decker von der Finanzplattform „Finmarie“ zu bedenken gibt. Die Ursachen sind oft Unsicherheit und Angst vor Risiken. Dies ist auch der Grund dafür, dass Männer effizienter sparen, da sie ertragreiche Sachwerte wie Aktien häufiger einbeziehen. Nicht ohne Grund spricht man mittlerweile sogar vom GenderGap beim Sparen.

Immerhin macht der Equal Pay Day mittlerweile Front gegen den geringeren Verdienst von Frauen. Ein guter Ansatz, doch er genügt nicht. Wenn wir eine bessere Absicherungssituation für Frauen erreichen wollen, brauchen wir auch einen Equal Save Day!

Eine individuelle und effiziente Absicherung von Frauen muss endlich mehr Gewicht bekommen. Dazu braucht es auch mehr „Vorsorge-Selbst-Bewusstsein“ der Frauen! Denn viel zu häufig verlassen sie sich nach wie vor allein auf ihre Partner. Für eine wasserdichte Vorsorge gibt es nur eines: Sich eine professionelle Beratung besorgen, checken, was Sache ist, und die eigene Vorsorge konsequent priorisieren und umsetzen!

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