Man muss es so deutlich sagen: Das „Transmission Protection Instrument“ der Europäischen Zentralbank (EZB) ist ein absolutes Unding. Damit möchte die EZB bei Bedarf die Renditeunterschiede zwischen Staatsanleihen unterschiedlicher Euroländer künstlich drücken. Dabei spiegeln die hohen Renditeaufschläge für italienische Staatspapiere das mangelnde Vertrauen der Kapitalmärkte in die Politik sowie die Wirtschaft des Landes wider und sind gerechtfertigt. Dass die EZB sie durch massive Anleihekäufe verringern möchte, passiert aus Angst vor einem Zusammenbruch des Euro. Dieser lässt sich damit aber langfristig nicht verhindern; man verschiebt ihn nur in die Zukunft. Dann wird er mit einem größeren Knall kommen, als es vielleicht nötig gewesen wäre.
Geldschwemme heizt die Inflation an
Bereits jetzt zeigen sich die deutlichen Folgen der jahrelang ultralockeren Geldpolitik der EZB. Für die Politiker und Währungshüter der Eurozone sind die Gründe für die hohe Inflation klar: Angebotsengpässe infolge der Coronapandemie und die aufgrund des Ukraine- Kriegs massiv gestiegenen Energiepreise. Das sind aber aus meiner Sicht lediglich Ausflüchte. Natürlich spielen diese Faktoren eine gewisse Rolle. Sie sind allerdings keineswegs die Ursache. Das zeigt ein Blick in die Schweiz. Das Land ist ebenfalls den globalen Unsicherheiten ausgesetzt – weist mit 3,5 Prozent im August allerdings eine deutlich geringere Teuerungsrate auf als die Eurozone mit 9,1 Prozent im selben Monat.
Der wahre Grund für die Inflation liegt auf der Hand: Ursächlich ist die beispiellose Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) in den vergangenen Jahren, für die symbolisch die berühmte „Whatever it takes“-Rede des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi steht. Die Geldmenge stieg deutlich stärker als das Wirtschaftswachstum. Das führt eben zu Inflation. Diese Entwicklung lässt sich auch in den USA beobachten, wo die Währungshüter infolge der Finanzkrise ebenfalls die Notenpresse angeworfen haben.
Hohe Inflation politisch gewollt
Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen den Notenbankern dies- und jenseits des Atlantiks: Zwar nahmen auch die Verantwortlichen in den USA den Kampf gegen die Inflation erst spät auf, begannen aber deutlich früher mit einer Straffung der Geldpolitik als ihre Frankfurter Kollegen. EZB-Chefin Christine Lagarde tat die gestiegenen Preise wesentlich länger als „vorübergehend“ ab. Das war Kalkül: Die Staatsverschuldung ist in der Eurozone relativ hoch. Deutschland steht mit rund 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts noch gut da. Im Durchschnitt liegt die Staatsverschuldung aber bei über 100 Prozent. Machen wir uns keine Illusionen: Nominal werden die Schulden nicht zurückgezahlt werden können. Aber sie können real kleiner werden. Und genau das geschieht bei hohen Inflationsraten. Das bedeutet letztendlich, dass die Politik froh darüber ist.
Schweizer Franken als bessere Alternative
All diese Entwicklungen in der Eurozone belasten auch die Währung: Der Euro hat zuletzt gegen die meisten anderen bedeutenden Währungen weltweit deutlich abgewertet. Viele Anleger aber vernachlässigen die Währungskomponente in ihren Portfolios. Das halte ich für einen Fehler, denn für mich steht fest: Mit Euro-Investments lässt sich der Kaufkraftverlust nicht aufhalten. Dafür eignen sich eher Währungen wie die Norwegische Krone oder insbesondere der Schweizer Franken. Warum, macht ein einfaches Beispiel deutlich: Ein 1.000-Franken-Schein hat vor 15 Jahren rund 600 Euro gekostet. Heute bekommt man dafür mehr als 1.000 Euro. Dass sich im Verhältnis der beiden Währungen in den kommenden Jahren der Trend umkehren wird, ist äußerst unwahrscheinlich: Die Gründe für die Abwertung des Euro lösen sich ja nicht einfach auf. Ich kann mir kein Modell vorstellen, bei dem der Franken in Zukunft dauerhaft gegenüber dem Euro verlieren wird. Ganz im Gegenteil: Der Euro wird noch schwächer werden.
Starke Unternehmen am Schweizer Aktienmarkt
Diese Einschätzung spiegelt sich auch in unseren Anlagestrategien wider: Unsere beiden Fonds Schmitz & Partner Global Defensiv (ISIN: DE000A0M1UL3) sowie Schmitz & Partner Global Offensiv (ISIN: DE000A0MURD9) sind zu 35 Prozent beziehungsweise 20 Prozent in Schweizer Franken investiert und zu 15 Prozent beziehungsweise 24 Prozent in Norwegischen Kronen. Der Euroanteil beträgt in beiden Fonds unter 20 Prozent. Dabei liegt der Fokus auf den Schweizer Aktienmarkt nicht nur in der Währung begründet, sondern auch in den starken Unternehmen. Beispiele sind der Konsumgütergigant Nestlé sowie die Pharmaunternehmen Roche und Novartis. Das sind starke Unternehmen mit einer hohen Preissetzungsmacht, die steigende Kosten gut an die Verbraucher weitergeben können.
Da solche soliden und weniger konjunkturabhängigen Unternehmen ohnehin den Kern unserer Anlagestrategie bilden, hielten sich Anpassungen in den Portfolios trotz der eingetrübten konjunkturellen Aussichten zuletzt in Grenzen. Es wurden lediglich der Gold- sowie Silberanteil über direkte und indirekte Investments ein Stück weit erhöht. Außerdem haben wir den Anteil des Schweizer Franken weiter ausgebaut und angesichts der gesunkenen Kurse vereinzelt Kaufgelegenheiten am Aktienmarkt genutzt.
Schwankungen? Durchhalten und aufstocken!
Ohnehin ist es für Anleger ratsam, solche herausfordernden Phasen am Aktienmarkt durchzustehen und gegebenenfalls die günstigen Kurse zur Erhöhung der Aktienquote zu nutzen. Und alle, die sich nicht sicher sind, ob der richtige Zeitpunkt für den Einstieg gekommen ist oder die Notierungen noch weiter unter Druck geraten, müssen ja nicht alles auf eine Karte setzen. Den genau richtigen Zeitpunkt kennt man immer erst hinterher. Aber man kann das Kapital auch in mehreren Schritten investieren.