Die EZB tut Athen gut – und umgekehrt

Die Zinsankündigungen der EZB haben zu zwei unterschiedlichen Reaktionen an den Märkten geführt: Zum einen stiegen die Renditen der Euro-Anleihen, zum anderen verringerten sich auch die Renditeunterschiede zwischen den EU-Staaten. Vor allem Griechenland profitierte: „Ein gutes Zeichen für den Euro“, findet Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH, in seinem Kommentar.


Nachdem die Europäische Zentralbank am 12. September die Zinssenkung angekündigt hatte, stiegen die Renditen deutscher Staatsanleihen zunächst über fast alle Laufzeiten sichtbar an. Entsprechend dieser Benchmark zogen die Renditen anderer Staatsanleihen zunächst mit, wie die von Frankreich oder den Niederlanden, aber auch von Spanien und Portugal.

Zehnjährige Rendite auf historischem Tiefststand

„So scheint die Entscheidung der EZB kurzfristig für Erleichterung bei den Marktteilnehmern gesorgt zu haben, bevor die Renditen angesichts der Nachfrage wieder den Weg nach unten antraten“, sagt Mlinaric.

„Anders und besonders spannend war die Entwicklung der Anleihen Griechenlands, die damit eine starke Dosis Hoffnung für die Eurozone lieferte“, sagt Mlinaric. Nach der EZB- Entscheidung sanken die Renditen griechischer Staatsanleihen stark:

Die Rendite zehnjähriger griechischer Staatsanleihen sank von 1,64 auf 1,31 Prozent (23.09.2019) und markierte damit einen neuen historischen Tiefststand. Seitdem erreichten an jedem Handelstag griechische Anleihen in mehreren Laufzeiten neue Rekordtiefs. Noch beeindruckender ist die Entwicklung des Spreads, der etwa bei zehnjährigen Laufzeiten von 2,21 auf bis zu 1,85 Prozentpunkte zurückging, ein Minus von 36 Punkten in nur zehn Tagen.

„Seltene Quelle positiver Renditen“

„Die griechischen Anleihen stellen noch eine seltene Quelle positiver Renditen in der Eurozone dar“, sagt Mlinaric. Nach der Ankündigung der EZB, erneut Anleihen „for as long as necessary“ aufzukaufen, dürften viele Investoren die noch verbliebenen Bedenken bezüglich der Bonität Griechenlands anders bewertet haben.

Die neue griechische Regierung hatte angekündigt, weitere Tranchen der IWF-Kredite vorzeitig zurückzuzahlen und sich dafür zinsgünstig Geld am Kapitalmarkt zu leihen. Die ebenso angekündigten Finanzreformen würden sogar „den Rahmen der EU-Anforderungen sprengen“.

„Win-Win-Situation“

Ähnlich sieht es bei italienischen Staatsanleihen aus. Diese rentieren zwar nicht ganz so hoch wie die griechischen Papiere, konnten aber auch von der Ankündigung der EZB profitieren. „Es zeigt sich: Die Chancen auf eine nachhaltige Rettung Griechenlands steigen, ebenso die Hoffnung auf eine Stabilisierung in Italien – und damit auch die Aussichten für den Bestand des Euro“, so Mlinaric.

Damit wirkt die EZB-Politik stabilisierend für die ehemaligen Krisenstaaten – und das wiederum stabilisiert den Euro und hilft der EZB. „Derzeit sehen wir eine Win-win-Situation durch die Zinssenkungen“, sagt Mlinaric. „Während also das Risiko für den Bestand des Euro reduziert wurde, bestehen andere Risiken weiterhin und dürfen nicht ausgeblendet werden.“

Foto: Shutterstock

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