“Die meisten Versicherer werden die Verwerfungen aushalten”

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Dean Goff

Welchen Impact die Coronakrise auf die Versicherungsgesellschaften und den Verkauf bzw. Ankauf bestehender Lebensversicherungen hat. Gastbeitrag von Dean Goff, Partner in Life

Welchen Impact die Coronakrise auf die Versicherungsgesellschaften und den Verkauf bzw. Ankauf bestehender Lebensversicherungen hat. Gastbeitrag von Dean Goff, Partner in Life

Das Produkt Lebensversicherung war bereits von den Krisen des letzten Jahrzehnts hart getroffen. In der Folge sind viele variable Vermögensanteile, die bereits in den prognostizierten Ablaufleistungen ausgewiesen wurden, abgeschmolzen, Kapital für Zinszusatzreserven musste gebildet werden, Versicherungsgesellschaften haben das Neugeschäft – zumindest mit den konventionellen Garantieprodukten weitgehend, oder vollständig – eingestellt oder gar ihre LV-Bestände an Investoren verkauft (“Run off”). Trotz aller Widrigkeiten haben sich in den letzten Jahren viele Verträge ordentlich entwickelt und für die Verbraucher neben dem Risikoschutz auch einen monetären Mehrwert geboten.

Auch die aktuellen wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Coronakrise werden nicht spurlos an den deutschen kapitalbildenden Lebens- und Rentenversicherungen vorbeigehen. Ausschlaggebend hierfür werden weniger die Turbulenzen an den Aktienmärkten als die Entwicklung an den Renten- und Immobilienmärkten sein. Worauf sollten Verbraucher jetzt achten?

Wir gehen davon aus, dass Lebensversicherungsverträge, die noch nennenswerte variable Vermögensanteile (BWR, Sockel- und SÜA) am Gesamtguthaben aufweisen, gefährdet sind, diese im nächsten Jahr ganz oder zu einem großen Teil zu verlieren. Versicherte, deren Verträge sich kurz vor Laufzeitende befinden, tun gut daran, diese Policen zu überprüfen. Es kann sinnvoll sein, sie jetzt noch aufzulösen und die variablen Anteile mitzunehmen. Denn diese Verträge haben keine Zeit mehr, die Reduzierung der variablen Anteile über die Zeit aufzuholen. Wichtig: Solche Verträge sind auch auf dem Zweitmarkt nicht zu verkaufen, sondern die Kündigung – im Anschluss an eine Überprüfung durch Experten – das Mittel der Wahl.

Dauerhafter oder vorübergehender Geldbedarf?

Verbraucher, die in Folge der Coronakrise dringenden Kapitalbedarf decken müssen, haben zwei Möglichkeiten:
Versicherte, die das Geld aus der Altersvorsorge dauerhaft benötigen, sind mit der Prüfung der Verkaufsmöglichkeiten am Zweitmarkt besser beraten, als den Vertrag vorschnell beim Versicherer zu kündigen. Handelt es sich nur um vorübergehenden Geldbedarf, kann ein Policendarlehen Sinn machen. Andere Varianten sind hier aufgrund der drohenden Steuerschädlichkeit eher keine gute Option. Entscheidend ist also die Erkenntnis, ob es sich um einen dauerhaften oder voraussichtlich nur vorübergehenden Geldbedarf handelt.

Wie wirkt sich die Coronakrise auf die Versicherungsgesellschaften aus? Die Versicherer sind heute – anders als zur Subprime-Finanzkrise 2007 – krisenerprobt. Wir erwarten, dass sich die wirtschaftliche Situation in den einzelnen Verträgen niederschlagen werden und das Niedrigzinsumfeld weitere Jahre für Herausforderungen sorgen wird.

Wir gehen aber im Großen und Ganzen davon aus, dass die meisten deutschen Versicherungsgesellschaften diese neuerlichen Verwerfungen aushalten werden. Kunden sollten sich nicht alleine aus der Sorge um die Finanzstärke der Versicherungsgesellschaft von der Police trennen. Eine Analyse des Vertrages, der Versicherungsgesellschaft und der Bedarfssituation des Kunden bleibt weiterhin die Grundlage für eine solch wichtige Entscheidung.

Autor Dean Goff ist Vorstand von Partner in Life S.A.

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