Die Behavioral Finance führt immer wieder zu der Erkenntnis: Anleger sind auch nur Menschen. Es gibt keinen Mr. und auch keine Mrs. „Spock“, die gleich dem berühmten Vulkanier aus der Serie Raumschiff Enterprise ihre Entscheidungen rein rational und frei von Emotionen fällen. Im Gegenteil. Die Naumer-Kolumne
Die spannende Frage ist, inwieweit Multi-Asset-Fonds ein geeignetes Mittel der Selbstbindung sein können – ein Mittel also, dass den Anlegern bei der Selbstüberlistung hilft.
Der Grundgedanke der Selbstbindung geht dabei zurück auf den antiken Helden Odysseus. Odysseus, Homers Held aus der griechischen Mythologie, soll der klügste Mensch seiner Zeit gewesen sein. In der nach ihm benannten Odyssee muss er eine ganze Reihe an Gefahren umschiffen. Einmal besteht die Herausforderung darin, unversehrt am Felsen der Sirenen vorbeizukommen. Diese sind bekannt für ihren schönen Gesang, der nur einem Zweck dient: die Seefahrer so zu verzaubern, dass sie an dem Felsen der Sirenen zerschellen und ums Leben kommen. Odysseus will die Fahrt überleben und dennoch die Sirenen hören. Die Lösung: Er versiegelt seinen Mitstreitern auf der Galeere die Ohren und lässt sich an den Mast des Schiffes fesseln. So sehr er auch an seinen Fesseln reißt und zerrt, seine Kumpane hören nichts und steuern an dem Sirenen-Felsen vorbei.
Die Lehre für die Anleger daraus lautet: Überlege dir eine Strategie, halte daran fest und erliege nicht den „Sirenen-Gesängen“ der Kapitalmärkte, die dich mit immer neuen Meldungen zu einem hektischen Hin und Her bei der Anlage verleiten können. Halte Kurs.
Können Multi-Asset-Fonds diese Funktion erfüllen? Wodurch zeichnen sie sich aus?
Multi-Asset-Fonds weisen einige typische Kennzeichen auf:
- Sie investieren in ein breit gestreutes Anlageuniversum, setzen also zum Beispiel auf europäische oder internationale Wertpapiere.
- Sie allokieren über mehrere Vermögensklassen („Assetklassen“). Und sie belassen es nicht bei Staatsanleihen und Aktien. Vielmehr investieren sie beispielsweise auch in Anleihen von Unternehmen und von aufstrebenden Staaten („Emerging Markets“) oder in Rohstoffe und Immobilien.
- Die Anteile der einzelnen Vermögensklassen werden hierbei in vielen Fällen aktiv gemanagt. Das heißt die Aufteilung erfolgt nicht statisch, sondern wird mit den Erwartungen des Fondsmanagers angepasst, etwa um erwartete Risiken zu verringern oder um Chancen zu erhöhen. Handelt es sich dabei um ein aktiv verwaltetes Mandat, werden auch die einzelnen Wertpapiere in Folge eines stringenten Investmentprozesses den Erwartungen des Managers angepasst.
- Sie verfolgen das Ziel, durch die breite Streuung in unterschiedliche Anlagearten das Risiko (gemessen an der zu erwartenden Volatilität) zu verringern.
- Sie verfügen oft über ein Risikomanagement.
Unterschiedliche Anlageprofile bei Multi-Asset-Fonds
Da Multi-Asset-Fonds sehr unterschiedliche Anlageprofile haben, können die Anleger im Hinblick auf ihre eigene Risikobereitschaft und Renditeerwartung aus unterschiedlichen Risikoprofilen auswählen. Beispielsweise können sie mehr auf Werterhalt setzen, oder auf Einkommen aus Dividenden und Kupons, oder sie orientieren sich stärker am Kapitalzuwachs und wählen überwiegend risikobehaftetere Anlagegattungen.
Geeignete Instrumente der Selbstbindung
Multi-Asset-Fonds sind also sehr geeignete Instrumente der Selbstbindung: Die Anleger legen ihre Strategie entlang ihrer Risikopräferenzen fest und übertragen die taktischen Ausführungen an das Fondsmanagement. „Odysseus“ gibt den Kurs vor. Das Fondsmanagement kann auf die Stromschnellen reagieren. Gleichzeitig investieren sie breit in unterschiedliche Assetklassen und Regionen. Das hilft u.a. den „Home Bias“ zu vermeiden, oder seine Anlagentscheidungen von Angst oder Gier bestimmen zu lassen.
Seite zwei: Die Auswertung der Zu- und Abflüsse der einzelnen Fondssegmente bringt interessante Erkenntnisse