Die Deutsche Familienversicherung hat es als Digitalversicherer geschafft, das komplexe unangenehme Thema Pflegebedürftigkeit für Makler und Kunden überzeugend aufzubereiten. Vertriebsvorstand Stephan Schinnenburg erklärt im Interview mit Cash., warum das Insurtech so erfolgreich ist und die Pflegezusatzversicherung enormes Potenzial birgt.
Herr Schinnenburg, welche Bedeutung hat das Thema Pflege für die Deutsche Familienversicherung?
Schinnenburg: Wir messen der Pflege sowie der privaten Pflegevorsorge im Speziellen eine immense sozialpolitische Bedeutung und somit eine große Wichtigkeit bei. Hier setzen wir auf innovative und digitale Vorsorgelösungen, da wir der Überzeugung sind, dass der Kunde reibungslose, schnelle und bequeme Prozesse bevorzugt.
Gleichzeitig begegnen viele Versicherungsnehmer dem Thema privater Pflegevorsorge mit erhöhter Sensibilität. Umso wichtiger ist uns daher an dieser Stelle die Zusammenarbeit mit Maklern. Sie stehen ihren Kunden als persönliche, kompetente Vertrauensinstanzen bei entsprechenden Fragen mit Rat und Tat zur Seite.
Aufseiten der betrieblichen Pflegeversicherung haben wir im vergangenen Jahr zwei Meilensteine erreicht. Anfang 2019 wurde mit dem Unternehmen Henkel die Einführung einer betrieblichen Pflegeversicherung vereinbart, die jetzt als Pilotmodell für die Branche dient. Und vor wenigen Wochen haben wir nun in einem Konsortium mit der R+V und der Barmenia eine arbeitgeberfinanzierte tarifliche Pflegezusatzversicherung für die Chemie- und Pharmaindustrie auf den Weg gebracht.
Was ist das Besondere an dem Produkt CareFlex Chemie?
Schinnenburg: CareFlex Chemie ist eine bundesweit einzigartige Vorsorgelösung für die rund 580.000 Beschäftigten der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie. Sie ergänzt die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und hilft dabei, die bestehende Finanzierungslücke zu verkleinern.
Da es sich hier um eine branchenweite Lösung handelt, kommt die Police ohne individuelle Gesundheitsprüfung aus. Zudem können Arbeitnehmer ihre Absicherung privat aufstocken und auch nahe Angehörige wie Ehepartner, Kinder oder Eltern mitversichern.
Ein frei verfügbares Pflegemonatsgeld des Produkts schützt das private Vermögen und entlastet Pflegebedürftige sowie pflegende Angehörige. Die Umsetzung ist ein riesiger Erfolg und zugleich eine Blaupause für weitere Branchen.
Warum haben sich die Tarifpartner ausgerechnet für Sie entschieden? Schließlich ist die DFV ein vergleichsweise kleiner Versicherer.
Schinnenburg: Das ist richtig. Jedoch verfügen wir trotz unserer geringen Größe gerade im Bereich der Pflegezusatzversicherungen über einen umfassenden Erfahrungsschatz. Im Jahr 2012 haben wir unsere erste Pflegezusatzversicherung eingeführt, seitdem die Pflegevorsorge in Deutschland geprägt und stehen produktseitig für Innovationen im Markt.
Auch haben wir im Jahr 2019 mit Henkel CareFlex bereits eine betriebliche Pflegeversicherung erfolgreich etabliert. Bei CareFlex Chemie ist die Deutsche Familienversicherung innerhalb des Konsortiums als Mitkonsortialführer verantwortlich für das Produkt und die Bestandsführung. Wir haben das Produkt entwickelt und werden die Verwaltung der entsprechenden Verträge übernehmen.
Aktuell haben nur sechs Prozent der Bundesbürger privat für den Pflegefall vorgesorgt. Wie können Sie als Versicherer der Verdrossenheit beim Thema Pflege entgegenwirken?
Schinnenburg: Pflegebedürftigkeit ist ein unangenehmes Thema, mit dem sich niemand besonders gern befasst. Die mangelnde Vorsorge resultiert zum einen aus dem fehlenden Bewusstsein der Menschen, zum anderen spricht der Vermittler das Thema seinen Kunden gegenüber möglicherweise gar nicht erst an.
Dabei ergeben sich hier für Makler enorme Potenziale, denn die private Pflegevorsorge ist ein elementarer Bestandteil der Lebensplanung und erfordert folglich einen kompetenten Berater. Mit unseren einfachen Versicherungslösungen wollen wir die Pflegevorsorge sowohl für Makler als auch für Kunden zugänglicher und leichter verständlich machen.
Das funktioniert über feste Paketverkäufe vom Basis- bis zum Exklusivtarif oder über eine flexible Vorsorgelösung. Makler und Kunden können die Leistung für den jeweiligen Pflegegrad individuell festlegen. So ist es möglich, genau auf die jeweilige Lebenssituation des Kunden einzugehen.
Sie haben mit der DFV-DeutschlandPflege eine flexible Pflegezusatzversicherung entwickelt. Wie lässt sich das komplexe Thema Pflege, Bedürftigkeit und Notwendigkeit einer Absicherung auf digitalem Wege vermitteln?
Schinnenburg: Mit unserem klaren Bekenntnis zur Digitalisierung tragen wir dem veränderten Kundenverhalten Rechnung. Die Digitalisierung macht Versicherungen nahbarer und Informationen zugänglicher. Komplexe Inhalte müssen für jedermann auffindbar und dabei schnell und einfach zu verstehen sein.
Das gilt auch und insbesondere für die Assekuranz. Ein Produkt, das einer langwierigen und umständlichen Erklärung bedarf, wird vom Nutzer schnell links liegen gelassen, auch wenn das Leistungsangebot noch so überzeugend ist.
Versteht der Kunde das Produkt schnell, ist die Chance, sein Interesse dafür zu wecken, ungleich höher. Aber ein leicht zu durchdringendes Produkt allein vermittelt dem durchschnittlichen Verbraucher noch keine Informationen über Qualität, Konkurrenz und „Passform“.
Für die Klärung solcher Fragen ist der Vermittler da. Durch den einfachen Aufbau des Produkts bleibt mehr Zeit, um auf individuelle Bedürfnisse und Fragen des Kunden einzugehen. Meine langjährige Erfahrung zeigt immer wieder, dass es einen klugen Mix an Vertriebswegen braucht. Dazu gehört vor allem beim Thema Pflegezusatzversicherung auch der Maklervertrieb, denn Menschen wollen bei sensiblen Vorsorgethemen nicht von Maschinen beraten werden.
Seite 2: Digitalisierung bedeutet nicht, dass Vertrieb nur noch online stattfindet