BCA-Vorstand Dr. Frank Ulbricht spricht im Interview über die Auswirkungen von AIFM und KAGB auf den Vertrieb geschlossener Fonds aus Sicht eines Maklerpools.
Cash.: Welche Auswirkungen haben die AIFM-Regelung und das KAGB Ihrer Meinung nach generell auf die Anlageklasse geschlossener Fonds bzw. den Markt für Anlagen in Sachwertvermögen?
Ulbricht: Künftig aufgelegte Sachwert-Produkte werden durch das KAGB einer stärkeren Kontrolle zugeführt und Investmentfonds gleichgestellt.
Dadurch verlässt dieses Segment den Graumarkt und erhält einen regulierten Status. Wir bewerten das grundsätzlich positiv.
Allerdings ist die Zahl der Initiatoren und Produkte im Bereich geschlossener Fonds seit letztem Jahr stark zurückgegangen.
Ich glaube, dass die Konsolidierungsphase noch weiter anhalten wird. Gleichzeitig nimmt die Professionalisierung und die Qualität der Branche zu.
Die einzelnen Anlageprodukte werden sicherer, transparenter und solider, der Anlegerschutz gestärkt. Denken Sie zum Beispiel an die Sicherung der Anlegergelder bei einer unabhängigen Verwahrstelle.
Die BCA zählt mit fast 10.000 unabhängigen Finanzdienstleistern zu den größten Maklerpools in Deutschland. Welche Bedeutung hat für Sie der Vertrieb geschlossener Fonds bisher? Wie hat sich das Geschäft 2012 entwickelt?
Bei uns haben Sachwertanlagen in Form geschlossener Fonds bisher eine untergeordnete Rolle gespielt, sie machten nur einen geringeren Teil unseres Umsatzes aus. Allerdings konnten wir entgegen dem rückläufigen Markttrend in diesem Segment stark wachsen.
So legte der Umsatz mit geschlossenen Fonds im BCA Konzern 2012 um 20 Prozent auf zwölf Millionen Euro zu. Dabei gehen die Kennzahlen in allen Bereichen nach oben, etwa die Zahl der aktiven Vermittler, der Zeichnungsscheine sowie der Zeichnungssumme pro Kunde.
Welche Rolle spielt das Haftungsdach beim wachsenden Umsatz im Bereich geschlossener Fonds?
Das Haftungsdach hat sich bei uns als wichtiger Treiber für den Vertrieb geschlossener Fonds erwiesen. Makler, die sich dem Haftungsdach anschließen, müssen den Verkauf dieser Produkte exklusiv und ausschließlich darüber abwickeln und sind haftungsrechtlich entsprechend abgesichert.
Die Zahl der Haftungsdachmitglieder ist 2012 von 30 auf 279 gewachsen. Im Juni 2013 verzeichneten wir bereits mehr als 450 Partner. Aber auch im Maklerpool konnten wir den Umsatz steigern. Das hängt damit zusammen, dass wir besonderen Wert auf plausibilitätsgeprüfte Produkte legen, bei denen unser „5 Punkte-Enthaftungskonzept“ greift.
Damit kann der Makler unter anderem seine Haftung aus der objekt- und anlegergerechten Beratung auslagern und die Produkte werden einer Risikoklasse nach WpHG 1-5 zugeordnet.
Welche Entwicklungen konnten Sie im ersten Quartal 2013 feststellen?
Auch aufgrund des starken Regulierungsdrucks im Vertrieb war der Markt generell von einer Zurückhaltung geprägt. Insbesondere durch die zu Jahresbeginn in Kraft getretene geänderte Gewerbeordnung mit dem neuen §34f. Demnach muss jeder Vermittler seit Juli 2013 eine Erlaubnis der Geschäftstätigkeit vorlegen.
Außerdem ist jeder Berater dazu verpflichtet, auch bei geschlossenen Fonds die Provisionen offenzulegen und den Beratungsprozess zu dokumentieren. Trotz allem konnten wir im 1. Quartal 2013 den Umsatz mit geschlossenen Fonds gegenüber dem Vorjahresquartal nochmals um 15 Prozent steigern.
Wir rechnen mit einer weiteren Belebung des Segments, wenn sich die Vertriebspartner an die neuen Regeln gewöhnt haben und nach dem 22. Juli neue Produkte als AIF auf den Markt kommen. Deswegen planen wir für das Gesamtjahr 2013 bei Sachwertanlagen einen Umsatzzuwachs im zweistelligen Prozentbereich.
Interview: Markus Hofelich
Foto: BCA AG