Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der dadurch ausgelöste Anstieg der Energiepreise, die hohe Inflation und der in der Folge schnelle Anstieg der Zinsen forderten 2022 ihren Tribut. Zur Schlussglocke stand für den Dax ein Jahresverlust von 12,35 Prozent auf 13 923,59 Punkte zu Buche. Zwischenzeitlich hatte der Verlust sogar gut 25 Prozent betragen, doch dank einer fulminanten Herbst-Rally konnte der Dax den Schaden begrenzen. Die größten Gewinner und Verlierer des Jahres aus dem Index in der Übersicht:
1. Beiersdorf +18,61 Prozent – Die Aktien schüttelten Kursverluste im Frühjahr infolge des Krieges in der Ukraine rasch ab. Im Juni lösten ehrgeizige Umsatz- und Renditeziele des Konsumgüterherstellers eine Kursrally aus. Das Konsumentengeschäft, zu dem Marken wie Nivea oder Eucerin gehören, soll mittelfristig schneller wachsen als der Markt. Das kam an der Börse gut an, der Aktienkurs konnte sich im Sommer über der Marke von 100 Euro etablieren. Im Fahrwasser der allgemeinen Herbst-Rally zogen auch Beiersdorf noch einmal an und markierten Mitte Dezember den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren.
2. Munich Re +16,70 Prozent – Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine ging es auch für Munich Re zunächst abwärts. Anfang März notierten die Papiere des Rückversicherers auf dem tiefsten Niveau seit November 2020. Richtig in Fahrt kamen die Aktien erst im Spätsommer. Die Zinserhöhungen der großen Notenbanken als Antwort auf die Inflation trieb den gesamten Versicherungssektor nach oben. Anleger setzten auf deutlich höhere Erträge der Assekuranzen im Anlagegeschäft. Mitte Dezember erreichten Munich Re bei gut 310 Euro den höchsten Stand seit 20 Jahren.
3. RWE +16,43 Prozent – Schon im ersten Quartal konnte der Stromkonzern den Gewinn auf Jahressicht mehr als verdoppeln, angetrieben vor allem vom Ausbau der Kapazitäten im Geschäft mit Erneuerbaren Energien. Hinzu kamen milliardenschwere Gewinne aus der Bewertung von Finanzprodukten zur Risikoabsicherung. Der Kurs stieg im Mai auf den höchsten Stand seit elf Jahren. Im September gab dann Erleichterung mit Blick auf eine Strompreisbremse den Papieren erneut Rückenwind. Anleger hatten zuvor größere Belastungen erwartet. Bei Kursen von 44 Euro wurde die Luft jedoch stets zu dünn für weitere Aufwärtsavancen.
38. Adidas -49,66 Prozent – Als Anfang November bekannt wurde, dass Puma-Chef Björn Gulden zum Rivalen Adidas wechselt, kam an der Börse Begeisterung auf. Adidas-Aktien schnellten in wenigen Tagen um über 40 Prozent nach oben. Zuvor war das Kind jedoch schon tief in den Brunnen gefallen: Von Höchstkursen über 260 Euro zum Jahresauftakt hatte sich der Kurs nahezu gedrittelt. Adidas musste mehrfach die Prognosen senken – ein Grund waren die restriktiven Corona-Lockdowns auf dem wichtigen Absatzmarkt China, ein anderer der Rauswurf und die Einstellung der Kollektion des umstrittenen US-Rappers Kanye West. Ein ähnlich desaströses Börsenjahr hatten Adidas-Aktien zuletzt 2008 erlitten.
39. Zalando
-53,46 Prozent – Die Anteile des Online-Modehändlers litten weit überdurchschnittlich und nachhaltig unter der hohen Inflation. Die europaweit stark eingetrübte Konsumstimmung machte der gesamten Branche im Jahresverlauf zudem zu schaffen. Schon im ersten Quartal gingen die Umsätze der sonst so wachstumsverwöhnten Zalando zurück, was den Kurs einbrechen ließ. Nach monatelangen Kursverlusten fand die Aktie erst im September unter 20 Euro einen Boden. Mit einem Börsenwert von nurmehr 8,7 Milliarden Euro ist Zalando der zweitkleinste Dax-Titel – hinter dem Chemiekonzern Covestro.
40. Vonovia -54,60 Prozent – Auch der Immobiliensektor litt arg unter den steigenden Kapitalmarktzinsen. Sie verteuern einerseits die Refinanzierung der Unternehmen und bremsen gleichzeitig die Nachfrage nach Bau- und Immobilienkrediten. Nach Jahren stark steigender Mieten und Kaufpreise setzte hier 2022 zumindest bei den Kaufpreisen eine Korrektur ein, und viele Experten erwarten auch im kommenden Jahr bestenfalls eine Stagnation. Der Vonovia-Kurs gab vom Jahresanfang bei 42 Euro bis Ende September fast kontinuierlich nach und konnte sich erst im Herbst über 20 Euro stabilisieren.