Obwohl sich die Nachrichten aus dem Vereinigten Königreich überschlagen, wo die Regierung zu einer Kehrtwende in Bezug auf einen Teil ihrer Steuerpläne gezwungen war, richtete sich die Aufmerksamkeit der Investoren wieder auf die Vereinigten Staaten. Dort ließ ein relativ schwacher US-Einkaufsmanagerindex ISM die Hoffnung wieder aufleben, dass die US-Notenbank auf ihrer Novembersitzung das Tempo der geldpolitischen Straffung verlangsamen könnte.
Auch wir gehen davon aus, dass die Federal Reserve auf ihrer nächsten Sitzung die Zinsen eher um 50 Basispunkte als um 75 Basispunkte erhöhen wird. Das hängt jedoch von einem günstigen Verbraucherpreisindex in der kommenden Woche ab. Die Inflationsdaten für August haben für einige Enttäuschung gesorgt. Angesichts der rückläufigen Benzinpreise herrscht jedoch Optimismus, dass die Septemberdaten bessere Nachrichten bringen.
Darüber hinaus scheint klar zu sein, dass die Fed die finanziellen Bedingungen sehr genau im Auge behält. Zinserhöhungen sollen die Wirtschaft durch strengere finanzielle Bedingungen bremsen. Wenn sich diese zu entspannen beginnen und der US-Aktienindex S&P 500 wieder über 4.000 Punkte steigt, könnte dies ein Faktor sein, der die Fed zu dem Schluss kommen lässt, dass sie eine weitere Anhebung um 75 Basispunkte vornehmen muss. Abgesehen davon wird erwartet, dass sich das Wachstum abschwächt. Eine leichte Rezession Anfang nächsten Jahres scheint wahrscheinlich.
Da die Arbeitslosigkeit jedoch nur auf etwa 4,5 Prozent ansteigen dürfte, wird sich dies nicht wie eine Rezession anfühlen. Obwohl es in einigen Sektoren und bei einigen Emittenten zu einer Beeinträchtigung der Kreditwürdigkeit kommen kann, dürfte der Kreditzyklus insgesamt relativ günstig verlaufen. Das anhaltende Risiko besteht darin, dass die Inflation weiterhin enttäuscht und ein Anstieg der Zinssätze auf fünf Prozent oder mehr erforderlich ist.
Es scheint jedoch eine gewisse Zuversicht zu herrschen, dass dies nicht der Fall sein wird. Auf dem Höhepunkt des Zyklus könnten die Zinssätze im ersten Quartal nächsten Jahres bei 4,25 bis 4,50 Prozent liegen. Dessen ungeachtet scheinen frühzeitige Zinssenkungen weniger wahrscheinlich zu sein. Vor diesem Hintergrund sind wir der Ansicht, dass zehnjährige US-Staatsanleihen in einer Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozentnahe am fairen Wert liegen.
Das relativ günstige Umfeld in den USA steht im Gegensatz zur Situation auf der anderen Seite des Atlantiks. Die Inflationsdaten könnten in der Eurozone noch einige Monate lang problematisch sein. Daher ist es schwer vorstellbar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren geldpolitischen Straffungskurs verlangsamt, da die Zinssätze immer noch deutlich unter dem neutralen Niveau liegen.
Sollte dies bedeuten, dass die EZB die Zinsen schneller anhebt als ihr US-Pendant, könnte das normalerweise als Grundlage für eine Trendwende beim Euro gesehen werden. Angesichts des enttäuschenden Wachstums und der Tatsache, dass die EZB in einem Umfeld sich abschwächender Konjunktur zu Zinserhöhungen gedrängt wird, ist jedoch weniger klar, dass es zeitnah zu einer größeren Trendwende kommen wird.