Die Voss-Kolumne: Kooperationen – die Innovationsmaschinen der Versicherungsbranche

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Stephen Voss, Vertriebs- und Marketingvorstand der Neodigital

Kooperationen sind wie Beziehungen. Sie schaden nur dann, wenn man keine eingeht. Die Cash.-Kolumne von Neodigital Vertriebsvorstand Stephen Voss.

Kooperationen im Versicherungsmarkt sind keine neue Erfindung. Könnte man meinen, und dennoch erleben sie gerade eine regelrechte Renaissance: Dabei könnte man doch der Meinung sein, dass man mit AI und ChatGPT gar keine fremde Hilfe für die Erledigung der eigenen Innovationshausaufgaben, Digital-Themen und Problemfelder im Management oder in den Prozessen brauchen würde. Selbst wenn das so wäre, geht es bei Kooperationen um etwas ganz anderes. Und das ist auch der Grund, geradezu das Magische daran, warum Kooperationen sowohl zu kleinen Unternehmen passen, als auch zu den ganz großen Playern im Markt.

Letzteres wurde in der Vergangenheit oft infrage gestellt: „Wozu braucht denn ein großer, womöglich multinationaler Versicherer, die Kooperation mit einem kleinen Unternehmen? Das kann er doch lässig alles im eigenen Haus abbilden, oder es einfach dazu kaufen?“

Wer glaubt, eine Kooperation braucht es lediglich, um eine bestimmte Problemstellung zu lösen, hat a) den Sinn einer Kooperation nicht verstanden und braucht b) eine Kooperation umso dringender. Eine Lösung herbeizuführen ist eine Sache, aber es geht um den anderen, viel wichtigeren Teil. Den Teil, der sich nicht einfach dazukaufen lässt: den Spirit des Anderen. Die neuen Ideen, die frischen Herangehensweisen.

Rezept gegen Betriebsblindheit

Wer immer wieder seine Themen, Herausforderungen und Probleme auf die eine immer gleiche Art und Weise selbst löst, der verliert recht bald den Blick für die Welt um ihn herum. Betriebsblind hat man das früher einmal genannt. „Es war schon immer so, es hat schon immer so funktioniert, das wird auch in den nächsten zehn Jahren wieder so funktionieren.“ Ich kenne kein Unternehmen, bei dem dieses Mantra auf Dauer so durchzuhalten ist.

Die Infusion neuer Gedanken und Herangehensweisen ist genauso wichtig wie die eigene innovationsfreundliche Firmenkultur. Also warum dann nicht einfach Leute von Draußen einstellen, die diesen frischen Schwung in die Bude bringen. Ganz einfach, weil die neuen Leute in das gleiche Korsett gespannt würden. Innerhalb der alten Gewohnheiten kann man selten eine ganze etablierte Struktur umbauen.

Wenn das funktionieren soll, und jetzt kommt das Paradoxe, holt man sich einen externen Berater dazu, der den eigenen Laden einmal mit Elan auf links dreht. Nun ja, da darf man sich dann wirklich die Frage stellen, ob man nicht lieber gleich mit einem anderen Unternehmen kooperiert, das von sich aus schon anders ist, agiert und arbeitet. Liebe Berater, nicht böse sein, das mit dem Change-Management kann man ja vielleicht trotzdem noch mitmachen.

Kooperiert und lernt!

Was zeichnet dann eine Kooperation aus? Es ist schlicht die Abgrenzung zum externen Dienstleister. Die Kooperation bietet beiden Unternehmen etwas, dem einen vielleicht eine moderne effiziente Art einen Prozess oder Ablauf zu optimieren, ohne dabei das eigene Unternehmen sofort auf links drehen zu müssen – siehe oben – dem anderen eine Möglichkeit, die eigenen Talente und Fähigkeiten auf einer anderen Skalierungsstufe anzuwenden und dabei von dem etablierten Know-how des Partners zu profitieren.

Übrigens hierbei spielt es überhaupt keine Rolle, wer hier groß und wer hier klein ist. Das Know-how kann ebenso vom Kleinen zum Großen fließen und umgekehrt. Das wäre sogar der perfekte Zustand einer Kooperation. Es wäre, um das Management-Phrasen-Einmaleins zu zitieren, sogar die perfekte „Win-win-Situation“.

Unsere Industrie wird durch die fortschreitende Digitalisierung zunehmend komplexer. Die Dienstleistung Versicherung besteht längst nicht mehr nur aus wenigen Komponenten wie Vertrag, Schaden und Leistung. Unsere jetzige und vor allem die zukünftige (Versicherungs-) Welt verlangt nach solchen Kooperationen für innovativen Fortschritt. Wer das nicht mitmacht, für den werden es dann eher früher als später andere machen.

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