Digitaler Wandel und neue Technologien sind in diesen Tagen die bestimmenden Themen an den Börsen. Kaum eine Woche vergeht ohne Meldungen über deren Einfluss auf etablierte Industrien und Unternehmen. Und ja, dieser Umbruch macht auch vor der deutschen Paradeindustrie nicht halt.
Die Bröning-Kolumne
Mit ca. 800.000 Beschäftigten und einem weltweit exzellenten Ansehen steht die Automobil- und Zulieferbranche maßgeblich für Deutschlands Wirtschaft. Oder muss man mittlerweile sagen: stand die Automobil- und Zulieferbranche für Deutschlands Wirtschaft?
Neue Konkurrenz für deutsche Hersteller
Zwar gilt ein neuer BMW oder Mercedes für viele Menschen weltweit immer noch als begehrtes Statussymbol. Doch die Konkurrenz – sowohl im Premiumsegment (Tesla) als auch im Massengeschäft (Renault beziehungsweise der chinesische Autobauer BYD) – steht in den Startlöchern. Zumindest wenn es um Elektromobilität und autonomes Fahren geht.
Wer kauft zukünftig noch einen sportlichen BMW der „Freude am Fahren“ vermittelt, wenn man selbst nicht mehr fährt? Und wie ist Audis Werbeslogan „Vorsprung durch Technik“ im Hinblick auf Elektroantrieb, Vernetzung und Entertainment während der dann frei verfügbaren Zeit im Auto zu verstehen?
Die viel beneidete und hoch geschätzte deutsche Ingenieurskunst könnte bei einem selbstfahrenden und voll vernetzten Elektroauto, das noch dazu mit wesentlich weniger Bauteilen gefertigt wird, nicht mehr so gefragt sein wie bisher.
KGV der Hersteller weit unter DAX-Niveau
Das alles spiegelt sich natürlich auch in der Entwicklung der Aktienkurse wider. Aus Investorensicht stellt sich aber die Frage, ob deutsche Automobilaktien auf dem aktuellen (und niedrigen?) Niveau ein Kauf sind.
Bei erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGVs) für 2018 von sechs bis acht für Daimler, BWM und VW dürfte der ein oder andere Anleger zumindest über eine Investition nachdenken.
Zum Vergleich: Das für alle Unternehmen durchschnittlich erwartete KGV im DAX für 2018 beträgt knapp 13. Um auf ein ausgeglichenes Niveau zu kommen, müssten die Kurse der Autobauer also um etwa 50 Prozent steigen. Sind deren Aktien also günstig oder geben sie viel mehr einen Ausblick auf die Zukunft?
Seite zwei: Hohe Unsicherheit für deutsche Autobauer