In den vergangenen acht Jahren war die Erzielung von Renditen auf Beta-Basis recht einfach. Dies liegt an der Hausse in diesem Zeitraum. Die Generierung von Alpha ist aber deutlich komplexer geworden. Gastkommentar von Suneil Mahindru, Goldman Sachs Asset Management
In vielerlei Hinsicht haben wir jetzt einen Wendepunkt erreicht, da die Währungs- und Fiskalpolitik bereit scheint, aus ihren alten Mechanismen auszubrechen. Zunächst sprechen zwei Dinge für einen anhaltenden Bullenmarkt bei Aktien: Erstens sehen wir ein größeres Potenzial für wirtschaftliches Wachstum und Ertragszuwächse. Zweitens stehen uns politische Unwägbarkeiten bevor. Zentral ist allerdings, dass einige Unternehmen hieraus mit deutlich stärkeren Wachstumsprofilen hervorgehen dürften als andere. Dadurch könnte sich ein Vorteil für aktive Anleger gegenüber lediglich reagierenden Anlegern ergeben.
Finanzwerte: Im Aufwind dank Trumponomics
Für Banken gibt es eine Vielzahl unterstützender Faktoren, die praktisch sofort zu einem Anstieg der Erträge führen könnten. Steigende Zinsen würden die Netto-Zinsmarge nach oben schnellen lassen, während ein verbessertes Wirtschaftswachstum und weniger strenge Regularien dem Kreditwachstum und der Handelsaktivität zugutekämen. All dies könnte zu einem Anstieg des Umsatzwachstums führen. Gerade US-Banken, die in der Regel hohen Steuersätzen unterliegen, dürften von Trumps Plänen bezüglich niedrigerer Unternehmenssteuersätze profitieren.
Wir betrachten Bankaktien in Erwartung steigender Zinsen und eines höheren Renditepotenzials für Aktionäre bereits seit einigen Quartalen positiv. Und in der Tat haben US-Banken-Titel mittlerweile stark zugelegt. Diese Rallye ist größtenteils berechtigt, wenngleich die Frage ist, in welchem Maß das künftige Ertragspotenzial bereits in den Kursen eingepreist ist. Auch europäische Banken könnten von einem sich stabilisierenden regulatorischen Umfeld und stärkerem globalen Wachstum profitieren. Zwar haben auch ihre Titel an Wert gewonnen, sie werden jedoch weiterhin mit einem 30-prozentigen Abschlag gegenüber ihren US-Pendants gehandelt.
Verbraucherindustrie: Zyklische Güter im Vorteil
Die Rahmenbedingungen für US-Konsumenten sind weiterhin vielversprechend. Auf dem US-Arbeitsmarkt herrscht laut Fed nun Vollbeschäftigung und der Konsumklimaindex weist Höchststände auf.Mittelfristig könnten sich Konsumenten dennoch einigen Problemen gegenüber sehen. Dazu zählen höhere Kosten für Produkte aufgrund einer protektionistischen Handelspolitik und/oder steigender Inflation, höhere Hypothekenraten, Unsicherheit bezüglich Gesundheitsversicherung und -kosten sowie höhere Benzinpreise.
Falls die Politik wachstumsfördernd eingreifen sollte und ein stabiles Konsumklima den Konjunkturzyklus verlängert, könnten zyklische Konsumgüter von steigenden Umsätzen profitieren. Unternehmen in diesem Bereich benötigen jedoch die erforderliche Preissetzungsmacht, Flexibilität in der Lieferkette und Kostenstruktur, um mit der erwarteten Inflation bei Löhnen und anderen Herstellungskosten zurechtzukommen.
Aktien von Unternehmen aus dem Sektor nichtzyklische Güter haben hingegen an Wert verloren. Für viele Unternehmen ergeben sich Probleme aus höheren Herstellungskosten, einer Beeinträchtigung der Lieferkette aufgrund neuer Handelsbestimmungen und schwachen Endmärkten in den Schwellenländern.
Infrastruktur: Nicht nur Fiskalpolitik spricht für den Sektor
Unserer Einschätzung nach könnte eine expansionistischere Haushaltspolitik in vielen Regionen zu mehr Infrastrukturausgaben führen. Aktien von Infrastruktur-Konstrukteuren, wie Maschinenbauunternehmen und Baufirmen, sind generell die ersten, die von steigenden Ausgaben profitieren. Entsprechend konnten sie seit den US-Wahlen zulegen. Wir denken jedoch, dass ein Ertragswachstum bereits eingepreist ist, dieses allerdings noch einige Jahre auf sich warten lassen wird. Schließlich dauert die Genehmigung und Finanzierung von Infrastrukturprojekten seine Zeit.
Unsere Prognose für die Infrastruktur-Eigentümer – sprich Titel, denen Vermögenswerte wie Eisenbahnen, Flughäfen oder Mobilfunkmasten zugrunde liegen – fällt weitaus positiver aus. Da Regierungen vermehrt auf Public-private-Partnerships setzen, werden auch mehr Infrastruktureinrichtungen für öffentliche Investoren zugänglich. Der voraussichtliche Anstieg der Staatsausgaben ist jedoch nur einer von vielen Gründen, warum wir die langfristigen Aussichten dieses Sektors äußerst positiv sehen. Globale Infrastrukturanlagen haben in der Vergangenheit attraktive Renditen, langfristiges Wachstum und Widerstandsfähigkeit in einem Umfeld mit hoher Inflation und steigenden Zinsen geboten. Anleger sollten ihre Portfolios weiterhin mit Anlagen diversifizieren, die diese attraktiven Merkmale aufweisen.
Suneil Mahindru ist Manager des Goldman Sachs Global Equity Partners Portfolios und CIO für internationale Aktien bei Goldman Sachs Asset Management
Foto: Goldman Sachs Asset Managment