Der Dieselskandal hält die R+V-Versicherung, Wiesbaden, weiter in Atem: Immer mehr Eigentümer betroffener Fahrzeuge gehen mit Unterstützung ihrer Rechtsschutzversicherung gegen die Hersteller ihrer Autos vor. Allein im vergangenen Jahr sind bei der R+V rund 5.000 Schadenmeldungen dazu gekommen – ein Höchststand, wie der Versicherer jetzt mitteilte.
„Aktuell geht es dabei überwiegend um die sogenannten Thermofenster, die mit dem Softwareupdate auf die Fahrzeuge gespielt wurden oder in Nachfolgemodellen installiert sind“, sagt Miriam Weidner, Rechtsexpertin der R+V. Noch ist offen, ob diese Abschaltung legitim ist oder nicht.
Dieselfahrer seien jedoch verunsichert – und zunehmend verärgert. Das spürt der Versicherer: Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres haben etwa 600 R+V-Kunden einen Schadensersatz gegen ihren Autohersteller geltend gemacht, rund 40 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die R+V Rechtschutzversicherung hat für den Dieselgate mittlerweile ein Spezialisten-Team zur Unterstützung der Kunden. „Eigentümer von Dieselfahrzeugen sollten bei der Wahl ihres Anwalts achtsam sein“, rät R+V-Spezialistin Miriam Weidner.
„Im Internet positionieren sich viele Kanzleien zum Thema Dieselskandal. Für den Laien ist es nahezu unmöglich, die Spreu vom Weizen zu trennen.“ Weidners Appell: „Wer sich im Internet informiert, erhält viele irreführende Auskünfte. Wir freuen uns, wenn wir unseren Kunden im Beratungsgespräch Hilfestellung bieten können. Dabei vermitteln wir gerne auch einen fachkundigen Anwalt.“
Gesamtstreitwert steigt auf über sieben Milliarden Euro
Nach Erhebungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aus Oktober 2020 ist der Gesamtstreitwert aller über die Rechtsschutzversicherer abgewickelten Diesel-Rechtsschutzfälle auf gut sieben Milliarden Euro gestiegen.
Bis Ende Oktober nahmen demnach über 290.000 Kunden im Streit mit Autoherstellern wegen mutmaßlich manipulierter Abgaswerte ihre Rechtsschutzversicherung in Anspruch.
Die Versicherer wendeten bislang 805,6 Millionen Euro für Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten auf. Das geht aus der jüngsten Erhebung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.
„Wir rechnen damit, dass in den nächsten Monaten noch weitere Fälle dazu kommen werden, denn mittlerweile werden auch zahlreiche Verfahren gegen andere Hersteller geführt“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Seit der Zählung im Oktober 2019 sind damit innerhalb eines Jahres rund 86.000 Rechtsschutzfälle und weitere Ausgaben von 257 Millionen Euro hinzugekommen. Der durchschnittliche Streitwert pro Dieselfall nach Angaben des GDV bei bei rund 24.000 Euro. (dr)
Foto: R+V