Als Physiker ist mir der Begriff der Resilienz noch aus dem Studium bekannt: Er stammt ursprünglich aus der Werkstoffkunde und definiert die Eigenschaft eines Körpers, nach einer Verformung in seinen ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Wer zum Beispiel leicht auf eine Coladose drückt, der kann beobachten, dass eine Delle entsteht. Lässt der Druck nach, geht auch die Delle wieder zurück. Die Psychologie hat diesen mechanischen Zusammenhang auf den Menschen übertragen. Hier geht es darum, nach einer Krise wieder in die ursprüngliche Form zurückzukehren, also diese unbeschadet zu überstehen. Was aber bedeutet das für die Versicherungsbranche?
Corona hat der Branche zugesetzt, keine Frage. Vor allem kleinere Makler gerieten unter Druck. Aber: Viele Marktteilnehmer haben sich bewegt in der Krise, Arbeitsprozesse sind digitaler, agiler und innovativer geworden. Eine Rückkehr zum Status quo ante kann und darf nicht das Ziel sein. Im Gegenteil: Wer seine Widerstandsfähigkeit für die Zukunft nachhaltig ausbauen will, muss das in der Krise Gelernte bewahren und weiterentwickeln.
Es sind gerade die digitalen Technologien, die darüber entscheiden, wie souverän wir Krisen meistern. Automatisierte Prozesse, datengetriebene Entscheidungen und digitale Services bewahren Handlungsspielräume und schaffen Souveränität. Wer sein Geschäft tatsächlich krisensicherer aufstellen will, muss aktiv werden und sich kontinuierlich verbessern. Denn es gibt auch Situationen, in denen der Druck immens wird: Dann bleibt eine Delle in der Coladose – selbst wenn die Belastung nachgelassen hat. Echte Widerstandsfähigkeit heißt digitale Resilienz. Plattformen können einen wertvollen Beitrag dazu leisten.
Digitale Resilienz: Was die Branche von der Physik lernen kann – und wo sie noch eine Schippe drauflegen muss
Im Zuge von Corona stellen wir uns vor allem eine Frage: Wie können wir resilienter werden gegen Krisen? Besonders die Versicherungswirtschaft braucht Antworten. Denn ihr Versprechen an die Kunden lautet, ihnen gerade in schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen. Was aber macht echte Widerstandsfähigkeit aus? Ein Kommentar von Dr. Mario Herz, Geschäftsführer von mobilversichert