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Transformation in der Versicherungsbranche: Die ausgebliebene Revolution und die Hybris der Insurtechs

Foto: Anna Mutter
Stephen Voss, Neodigital

Spielen Insurtechs in der deutschen Versicherungsbranche noch eine Rolle? Die Frage können wir schnell mit Ja beantworten und der Leser könnte aufhören zu lesen. Aber ganz so einfach ist es nun auch nicht. Ein Gastbeitrag von Stephen Voss, CEO von Neodigital.

Die Details hinter der Antwort sind vielleicht ganz anders als man sie gemeinhin erwartet, daher lohnt sich möglicherweise der Blick hinter die eben mal so sehr plakativ proklamierte Aussage. Vorab, die Große Revolution hat nicht stattgefunden sehr wohl aber eine Evolution.

Es hat sich in den letzten zehn Jahren seit dem ersten Aufkommen und vermeintlichen Hype der Insurtechs Mitte der 2010er-Jahre viel getan und verändert. Doch die Daseinsberechtigung für viele Insurtech-Ansätze haben seitdem neue Voraussetzungen erhalten.

Alles neu: Von viele Ideen und zu hohem Selbstvertrauen

Viele der damals in den Markt gestarteten Neugründungen waren jung, voller Ideen und zum Teil, wie sich jetzt erst herausstellt, von überbordenden Selbstvertrauen geprägt. Vielleicht brauchte man das auch, um in einer der traditionsreichsten und ältesten Branchen die digitale Axt anzulegen. Man könnte es aber auch ketzerisch anders formulieren: Einige der neuen Marktteilnehmer haben schlichtweg sich und die eigene Leistungsfähigkeit massiv überschätzt.


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Warum war das so? Nun, weil ein Geschäftsmodell, das auf dem Papier im Vergleich zu klassischen Modellen überlegen aussieht, oder im europäischen oder internationalen Umfeld viel Gründungskapital eingesammelt hat, eben allein noch keinen „Sommer“ macht. So standen viele der „Disruptiven“ Modelle einer Marktrealität gegenüber die sich anders als im eigenen Modell verhält. Prominentes Beispiel der Fehleinschätzungen ist einer der größten Erfolgsfaktoren für eine Versicherung: der Kunde. Natürlich will der Versicherungsnehmer das Produkt mit dem besseren Preis und Leistungsverhältnis.

Und natürlich braucht er bei einem transparent erklärten Produkt nicht unbedingt (man sehe mir die Verallgemeinerung nach) noch eine explizite und damit „teure“ Beratung. Der vermeintliche „Geniestreich“ einiger neuer Player war es, davon auszugehen, dass dieser Beratungsaspekt überflüssig ist. Das Credo lautetet „wir brauchen den Berater nicht, der Kunde kommt wegen der überlegenen Produkte zu uns direkt“. Leider Nein, Leider gar nicht.

Den Kunden nicht verstanden…

Erkenntnis nach zehn Jahren Insurtechs am Markt: Auch mit neuen Ideen und Innovation wird das Produkt Versicherung nicht „sexy“. Es wird attraktiver, keine Frage, aber begehrenswert wird es deswegen nicht. Wir deutschen sind zwar risikobewusst, aber auch Weltmeister im Verdrängen. Mit anderen Worten: Versicherungen mussten und müssen verkauft werden, denn der Kunde befasst sich mit diesem Thema nun mal nicht gerne und kommt nicht von selbst auf die Idee, digitale Innovationen im Versicherungswesen am Abendbrottisch zu diskutieren, Produktkataloge zu durchforsten oder Angebote zu vergleichen.

…und am falschen Ende gespart

Das kann man zwar auch ohne Vermittler oder Berater, aber der Weg zum Kunden will trotzdem bezahlt werden. Also kostet das Ausschalten des Middleman trotzdem Geld, was in einigen Business Modellen einfach so in der Form und vor allen Dingen der Höhe nicht vorgesehen war. Das ist nur einer der Gründe, warum bestimmte Marktteilnehmer sich gänzlich oder zum Teil zurückgezogen haben. Ein anderer Grund war und ist zum Teil die Hybris, aufgrund der späten Geburt alles besser machen zu können als die etablierten Player am Markt.

Das trifft in Teilen ja vielleicht sogar zu, aber der Innovationskraft steht eine Branche gegenüber, die noch sehr lange sehr gut von den Beitragserträgen der letzten Jahre lebt. Zu meinem, sich einfach so aus dem Stand einer gesamten Branche entgegenzustellen … finden Sie das passende Wort gerne selbst.

Seite 2: Warum Insurtechs dennoch Gamechanger sind

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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