Digitalisierung? Ja, aber bitte nur mit Multikanal

Ob sich die Versicherer dieser Grundsatz- und Detailfragen heute schon vollständig bewusst sind, ist zweifelhaft. Eine Simon-Kucher-&-Partners-Kurzstudie unter deutschen Versicherern zu ihren Digital- und Multikanalstrategien zeigt, dass nur 74 Prozent der Befragten die Verknüpfbarkeit der Kanäle als wichtig betrachten. Für gerade mal ein Drittel der Befragten bedürfen der eigene Onlineauftritt und die Verkaufspfade einer Verbesserung. Nach einem globalen Simon-Kucher Benchmarking müsste der Wert doppelt so hoch sein.

Sanfter Druck von außen: Google als Versicherer schwebt über der Branche

Des Weiteren ist die Optimierung des Prämienvolumens online überhaupt kein Thema. Die Versicherer sind wohl glücklich, dass überhaupt abgeschlossen wird, warum sollte man sich nach zehn bis 20 Prozent zusätzlichem Prämienvolumen und Ertrag strecken? Ein Lichtblick: Jene Versicherer, die besonders intensiv das Thema Digitalisierung angehen, sehen eine flexible Produktstruktur als unabdingbar.

Sanfter Druck wird derweil von außen aufgebaut: Google als Versicherer schwebt über der Branche und clevere Start-ups nutzen die Schwächen der Versicherer aus, indem sie einfachere Produkte über einen besseren Prozess verkaufen. Gerade für junge Leute, die beispielsweise gerade in den Beruf starten, das echte Neugeschäft also, werden interessante Angebote geschaffen.

Zeit, die Ärmel hochzukrempeln

Diese Kundengruppe versteht nicht, warum sie relativ simple Produkte unbedingt bei einem alteingesessenen Versicherer kaufen soll, der Produkt und Prozess kompliziert macht. Es bleibt zu hoffen, dass den Versicherern durch die intensive Beschäftigung mit Digitalisierung noch das ein oder andere Lämpchen aufgeht. Das Silodenken Sparte versus Vertrieb, das Denken in Tarifierung statt Verkaufsprozessen, das leichtfertige Liegenlassen von Prämien – es ist Zeit, dass jetzt die Ärmel hochgekrempelt werden.

Autor Dr. Dirk Schmidt-Gallas ist Member of the Board und weltweiter Leiter des Versicherungsbereichs der globalen Marketingund Vertriebsberatung Simon-Kucher & Partners. Der Gastbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit Frank Gehrig, Director von Simon-Kucher & Partners.

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