Bald ist es schon wieder soweit – die Dividendensaison steht bevor. In den kommenden Monaten werden also zahlreiche Aktiengesellschaften wieder eine Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten. Noch ist es zwar ein wenig hin, doch einiges spricht dafür, dass nach 2024 auch 2025 ein attraktives Jahr für Dividendenjäger werden dürfte. So werden beispielsweise nach Berechnungen von Allianz Global Investors Unternehmen aus dem Aktienindex MSCI Europe in diesem Jahr so viel ausschütten wie noch niemals zuvor. Die Experten rechnen im Vergleich zum Vorjahr mit einem Zuwachs von vier Prozent auf 459 Milliarden Euro.
Dividendenjäger sollten genau hinschauen
Und wie jedes Jahr dürften sich auch jetzt wieder viele Anleger auf die Suche nach aussichtsreichen Aktien mit hohen Ausschüttungen machen. Doch Vorsicht: Aktien kurz vor der Hauptversammlung zu kaufen und im Anschluss der Aktionärsversammlung wieder zu verkaufen, mag auf den ersten Blick eine gute Strategie sein; in der Praxis geht dieses Konzept allerdings nicht auf. Der Reihe nach.
Am Tag der Dividendenausschüttung – der sogenannte „Ex-Tag“ – wird die Dividende vom Aktienkurs abgezogen, die Aktie wird also mit einem Abschlag in Höhe der Bruttodividende gehandelt. Wer kurz vor der Ausschüttung die Aktie eines Unternehmens kauft und sie am Tag der Ausschüttung wieder verkauft, macht daher oft Verluste, zumal Anleger auf die Dividende auch noch eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent bezahlen müssen. Hinzu kommen Handelsgebühren rund um den Kauf und Verkauf einer Aktie, die den Ertrag weiter schmälern.
Abschlag oft höher als die Dividende
Unsere Analyse der Aktienkurse von Allianz, BASF, Mercedes-Benz, Freenet und Evonik zeigt: Der Kursabschlag am Ex-Tag ist unter Berücksichtigung von Steuern bei Handelsschluss oft größer als die ausgezahlte Dividende.
Ein Beispiel: Die Ausschüttungen der Allianz-Aktie summierten sich in den vergangenen zehn Jahren auf 103,60 Euro. Nach Steuern bleiben netto 72 Euro. Der Abschlag am Ex-Tag betrug hingegen insgesamt 76 Euro, also mehr als die Nettoausschüttung. Dies bedeutet: Wer die Aktie kurz vor der Dividendenzahlung kaufte und am Ex-Tag nach Handelsschluss verkaufte, machte unter dem Strich ein Minusgeschäft.
Noch deutlicher wird dies bei der Mercedes-Benz Group AG. Das Unternehmen schüttete in den letzten zehn Jahren 27,90 Euro aus. Nach Steuern blieben 19,40 Euro. Doch am Ex-Tag betrug der Kursabschlag summa summarum 26,80 Euro, was deutlich über der Nettodividende lag.
Dividendenaktien lohnen sich auf lange Sicht
Anders sieht das hingegen aus, wenn dividendenstarke Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau genutzt werden, insbesondere wenn ein Unternehmen seine Dividende kontinuierlich steigert. So haben Anleger bei den oben genannten Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren bis zu 55 Prozent – dies war bei Freenet der Fall – und im Durchschnitt 35,5 Prozent ihres ursprünglichen Investments als Nettodividende erhalten. Dies macht unmissverständlich klar: Wer auf die richtigen Unternehmen setzt und einen langen Atem hat, kann mit Dividendenaktien langfristig attraktive Renditen erzielen.
Anleger sollten nicht nur die Dividendenrendite im Blick haben
Wer in Dividendenaktien investiert, sollte aber nicht nur auf die Höhe der Dividendenrendite achten, also dem Verhältnis von Dividende zum Aktienkurs. Schließlich kann eine hohe Rendite auch darauf hinweisen, dass der Aktienkurs stark gefallen ist und das Unternehmen unter Druck steht. Daher sollten Anleger stets auch weitere Faktoren berücksichtigen. So ist die Basis eines erfolgreichen Dividendeninvestments vor allem ein solides Geschäftsmodell mit einer starken Marktposition. Denn nur Unternehmen mit stabilen Gewinnen können konstante oder wachsende Dividenden zahlen – und Anleger somit langfristig nicht nur von Dividenden, sondern auch von möglichen Kursgewinnen profitieren.
Autor Georg Geiger ist Gründer und Vorstand der Value-Holdings AG.