Aktuell läuft die Dividendensaison in Deutschland auf Hochtouren. Alleine die Dax-Konzerne kehren in diesem Jahr mehr als 32 Milliarden Euro aus. Das sind gut acht Prozent mehr als im Vorjahr. Der Rademacher-Kommentar
Das Niedrigzinsumfeld bringt auch bei den institutionellen Investoren viele Entscheider zum Verzweifeln. Bislang ist der erhoffte Renditeanstieg an den deutschen Rentenmärkten nahezu ausgeblieben. Deswegen sind alternative Ertragsquellen weiterhin stark gefragt. Nicht umsonst markierte der Dax erst kürzlich ein neues Allzeithoch.
Großer Ertragsunterschied
Mit den steigenden Aktienkursen sind die Dividendenrenditen einiger Konzerne mittlerweile spürbar gesunken. Allerdings ist der Abstand zu den aktuellen Renditen am Rentenmarkt weiterhin extrem hoch. Während die zehnjährige Bundesanleihe Ende April rund 0,35 Prozent pro Jahr abwarf, liegen die Ausschüttung der großen Dax-Konzerne in der Regel zwischen 2,0 und 5,0 Prozent des Kurswerts. Lediglich bei der Commerzbank und bei RWE gehen die Anteilseigner in diesem Jahr leer aus.
Sicherlich mögen viele Investoren argumentieren, dass die Kursverluste die Dividende in einem negativen Szenario deutlich übersteigen können. Das ist auch korrekt. Allerdings lieferten Dax-Papiere in den vergangenen Dekaden durchschnittlich Kursgewinne im hohen einstelligen Prozentbereich. Selbst ernsthafte Krisen, wie der Lehman-Kollaps, ändern an dieser Tatsache nichts. Deshalb sollten Investoren nicht nur die Risiken im Auge behalten, sondern sich auf die Chancen konzentrieren, die Aktien und Aktienfonds bieten.
Bei der Dividende kommt es auf die langfristige Entwicklung an
Bei der Auswahl der richtigen Einzeltitel ist aber nicht nur die absolute Dividendenrendite ausschlaggebend. Vielmehr sind Papiere attraktiv, bei denen die Ausschüttung bereits seit Jahren kontinuierlich steigt. Viele Unternehmen konnten hier langfristig eine nachhaltig positive Entwicklung erreichen. Insbesondere hier bestehen gute Chancen auf Kursgewinne.
Zudem überprüfen Experten wie nachhaltig die Höhe der Ausschüttung ist. Sinken die Unternehmensgewinne oder wird der Gewinn mehr als komplett ausgezahlt, sind auf Dauer Dividendenkürzungen zu erwarten. Dies würde einen Aktienkurs massiv belasten. Deshalb ist bei einigen Aktien mit besonders hohen Auskehrungen sicherlich Skepsis angebracht.
Aktien bieten sehr guten Inflationsschutz
In den vergangenen Monaten wurde stark über eine anziehende Inflation diskutiert. Aktuell ist bei diesem Thema etwas mehr Ruhe eingekehrt. Allerdings ist die Gefahr keinesfalls gebannt. Deshalb müssen viele Investoren den Werterhalt des Kapitals berücksichtigen. Mit festverzinslichen Papieren, die über zehn Jahre eine Rendite von 0,35 Prozent per annum liefern, ist der Schutz vor dem drohenden Kaufkraftverlust keinesfalls ausreichend. Zieht die Inflation an, so verschärft sich diese Problematik sogar.
Zudem könnten die Kurse von solchen Anleihen am Rentenmarkt unter Druck geraten. Anteilsscheine von guten Unternehmen bieten hier eine wesentlich bessere Absicherung vor steigenden Lebenshaltungskosten. So können diese in einem solchen Umfeld ebenfalls ihre Preise erhöhen und somit Nachteile ausgleichen. Zudem dürfte zumindest ein Teil des Betriebsvermögens, insbesondere Immobilien, ebenfalls im Wert zulegen.
Deshalb bleiben Aktien nicht nur wegen der Dividenden interessant. Insgesamt bieten die Fondsgesellschaften viele Strategien an, wie Anleger von der aktuellen Situation profitieren können. In den vergangenen fünf Jahren legten die meisten Produkte bereits dramatisch an Wert zu.
Tim Rademacher ist leitender Redakteur im Bereich Investmentfonds bei Cash. und analysiert die Geschehnisse am Kapitalmarkt direkt vom Finanzplatz Frankfurt aus.
Foto: Dirk Beichert