DIW-Chef kritisiert das „Herdenverhalten“ in der Coronakrise

Auf die Ausbreitung des Coronavirus gibt es weltweit panische Reaktionen. In solchen Situationen neigen Menschen dazu, der Mehrheit zu folgen anstatt sich selber ein Urteil zu bilden. Ein führender Ökonom sieht darin eine große Gefahr.

Marcel Fratzscher, DIW, kritisiert das Verhalten der Finanzinvestoren.

Der Ökonom Prof. Dr. Marcel Fratzscher hält verbreitetes «Herdenverhalten» für eine der größten Gefahren in der aktuellen Coronakrise.

«Das ist meine große Sorge: Diese Panik, dieses Herdenverhalten von Finanzinvestoren», sagte der Chef des Berliner DIW der «Passauer Neuen Presse» (Samstag). «So etwas gibt es auch bei Unternehmen und Konsumenten. Das ist zum Teil sehr irrational.» Im schlimmsten Fall könne dies einen Abwärtsstrudel auslösen.

Fratzscher zeigte sich besorgt, dass «Dinge, die wir in China sehen, nämlich Verhaltensänderungen bei den Konsumenten» bei einer Ausweitung der Krise bald auch in Europa und Deutschland möglich seien. «Dafür gibt es schon erste kleine Anzeichen.

Irgendwann könnten Firmen und Verbraucher auf die vielen Unsicherheiten mit Verhaltens- und Nachfrageänderungen reagieren. Dann könnte eine Teufelsspirale drohen, in der Finanzmärkte absacken, die Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren und Verbraucher ihre Nachfrage eindämmen.

Der Ökonom illustrierte dies mit der aktuellen Entwicklung an den Börsen: «Über Wochen hinweg gab es dort völlige Ignoranz gegenüber den Folgen des Coronavirus mit einem Rekord nach dem anderen», sagte Fratzscher. Erst vor knapp zwei Wochen hatte beispielsweise der Deutsche Aktienindex Dax ein Rekordhoch bei 13.795 Punkten erreicht, ungeachtet der fortschreitenden Ausbreitung des Coronavirus. «Und auf einmal sorgt ein Anlass, in diesem Falle Italien, dafür, dass Panik an den Märkten ausbricht und sie in eine entgegengesetzte Richtung gehen.»

Nach mehreren Verlusttagen in Folge war der Dax am Freitag zeitweise mehr als 5 Prozent abgestürzt und schloss bei nur noch 11 890,35 Punkten. Mit einem Rutsch um letztlich 12,44 Prozent seit dem vergangenen Freitag erlebten die Anleger die schwärzeste Woche seit vielen Jahren. (dpa-AFX)

Foto: Bettina Volke

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