Zunehmend kommen dabei Mini-Reaktoren im Baukastenprinzip zum Einsatz. Anders als große Kernkraftwerke erzeugen die Mini-Reaktoren statt einer Leistung von mehr als 1.000 Megawatt lediglich Strom von bis zu 300 Megawatt. Dafür benötigen die Mini-Kraftwerke deutlich weniger Bauzeit – und sie kosten weniger. Ein Vergleich: Das neue Atomkraftwerk Hinkley Point in Großbritannien mit etwa 3.200 Megawatt kostet rund 37 Milliarden Euro, während eine 300 Megawatt-Anlage nur etwa eine Milliarde Euro kostet. Auch im Hinblick auf die Sicherheit gelten die kleineren Anlagen als überlegen. Frankreich und die USA setzen deshalb verstärkt auf diese Technologie.
Atomkraft: Der Müll bleibt
Ein Problem, für das nach wie vor keine Lösung gefunden wurde, ist die Entsorgung von Atommüll. Perspektivisch könnte die Kernfusion Abhilfe schaffen. Und auch wenn Forschern wie zuletzt Ende 2022 Fortschritte gelingen, ist die Technologie noch weit von der Marktreife oder kommerziellen Nutzung entfernt. Hauptproblem sind die sehr starken Laser, die für die Fusion benötigt werden: Sie verbrauchen aktuell noch zu viel Energie. Der Plan der Bundesregierung, sich auf den Ausbau Erneuerbarer Energien zu fokussieren und das Festhalten an Gaskraftwerken als Brückentechnologie klingen zwar plausibel, bergen aber große Risiken. Aktuell gibt es noch keine adäquaten Speichermöglichkeiten für Strom, was aber zwingend erforderlich ist, um Dunkelflauten (wenn weder Wind noch Sonne zur Verfügung stehen) zu überbrücken. Grundlastkraftwerke bleiben daher auf absehbare Zeit wichtig. Wenn aber sowohl Kohle- als auch Kernkraftwerke abgeschaltet werden, bleiben neben Wasserkraft (drei Prozent der Stromerzeugung) nur Gaskraftwerke übrig. Unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit wäre daher ein fortlaufender Betrieb der letzten Kernkraftwerke nicht verkehrt gewesen.
Ausbau der Erneuerbaren hinkt hinterher
Bis zum Jahr 2030 soll die Windkraft von aktuell 58 Gigawatt im Jahr 2022 auf 115 Gigawatt nahezu verdoppelt werden. Auch die Solarkapazitäten sollen um 22 Gigawatt pro Jahr auf 215 Gigawatt ausgebaut werden. Doch trotz ambitionierter Pläne, beschleunigter Genehmigungsverfahren und mehr Flächen stockt der Ausbau der Erneuerbaren. 2022 lag der Netto-Zubau bei Photovoltaik bei 7,2 Gigawatt, Wind an Land bei 2,1 Gigawatt sowie auf See 8,1 Gigawatt. In den ersten zwei Monaten von 2023 hat sich das Tempo mit nur 205 Megawatt Wind an Land, 76 Megawatt auf See bzw. 1,7 Gigawatt Photovoltaik nochmals verlangsamt und reicht bei weitem nicht aus, um die ausgerufenen Ausbauziele zu erreichen.
Aktuell kommen erschwerend Inflation und hohe Zinsen hinzu, was auf der Rentabilität zukünftiger Energieprojekte lastet. Vor allem Projektauktionen für Wind an Land sind stark unterzeichnet. Neue Subventionspakete könnten so notwendig werden. Verzögerungen gibt es auch bei den Stromtrassen, um Strom vom Norden in den Süden zu transportieren, wo er benötigt wird. So sollten die beiden geplanten, von Norden nach Süden verlaufenden Stromtrassen SuedLink eigentlich im letzten Jahr fertiggestellt sein. Neuer Termin ist nun 2027.
Neben den günstigen Wetterbedingungen hat auch die fallende Stromnachfrage ihren Beitrag geleistet, dass die Versorgung mit Strom und Gas über den Winter gewährleistet und bezahlbar war. So sank der deutsche Stromverbrauch 2022 um vier Prozent auf 484,2 Terawattstunden (TWh). Aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung ist aber zukünftig eher mit steigender Stromnachfrage zu rechnen. Hauptreiber sind Elektroautos, Heizungsumstellung auf Luft-Wärme-Pumpe, Elektrifizierung der Industrie (Strom statt Gas oder Kohle zur Erhitzung) sowie möglicherweise energieintensive Rechenzentren im Zuge der künstlichen Intelligenz. Viele Experten gehen deshalb von einer Verdopplung der Stromnachfrage bis zum Jahr 2050 aus.