DJE zum Atomausstieg: 2,7-mal teurer Strom als im internationalen Durchschnitt

Ob der Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft bei zunehmender Elektrifizierung gelingen kann, bleibt abzuwarten. Um die Versorgungssicherheit weiter zu gewährleisten, könnte es daher doch erforderlich sein, den geplanten Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 etwas hinauszuzögern. Stromerzeugungskapazitäten bleiben somit auf absehbare Zeit ein knappes Gut. Aktuell steht der Forward (Preis am Terminmarkt) für Grundlaststrom im Großhandel bei 150 Euro pro MWh für 2024 bzw. 137 Euro pro MWh für 2025. Ein Großteil der Experten rechnet mit einer Normalisierung des Strompreises auf 70 bis 80 Euro pro MWh. Angesichts der geschilderten Entwicklung bleibt es aber wahrscheinlich, dass sich der Strompreis auf einem eher hohen Niveau stabilisiert.

Perspektiven durch Versorgungsausbau

Laut Verivox ist der Strom in Deutschland mit 31,8 Euro-Cent je Kilowattstunde 2,7-mal teurer als im internationalen Durchschnitt. Das trifft vor allem Verbraucher sowie energieintensive Industrien, die im Wettbewerb mit anderen Ländern wie den USA stehen, wo Strom deutlich günstiger ist. Profitieren könnten hingegen Stromerzeuger. RWE beispielsweise will bis zum Jahr 2030 die Kapazitäten bei Erneuerbaren Energien (Wind an Land, Wind auf See, Photovoltaik) auf 50 Gigawatt ausbauen. Angesichts des schnelleren Ausbaus in Deutschland und den USA scheinen die Ausbauziele eher konservativ und könnten erhöht werden. Zudem besitzt RWE eine Reihe „flexibler“ Kraftwerke wie Wasser-, Biomasse- oder Gaskraftwerke, die durch die zunehmende Volatilität der Erneuerbaren Energien an strategischer Bedeutung gewinnen. Im vergangenen Jahr hat sich das EBITDA dieser Kraftwerke auf 2,369 Mrd. Euro nahezu verdreifacht und sollte auch zukünftig auf hohem Niveau verharren. 

Im Rahmen des beschleunigten Ausbaus der Erneuerbaren Energien sowie der oben beschriebenen steigenden Stromnachfrage müssen auch die Stromnetze schneller ausgebaut werden. E.ON plant beispielsweise eine Erhöhung der Investitionen um 20 Prozent auf 33 Mrd. Euro für den Zeitraum 2023 bis 2027, um für das Wachstum des regulierten Stromnetzes von mindestens sechs Prozent pro Jahr gewappnet zu sein. Die Zukunft der Energieversorgung bleibt also besonders aus deutscher Sicht ein anspruchsvolles Thema und der Sektor der Energieversorger spannend für Anlegerinnen und Anleger.

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