DKM 2014: „Wer später bremst, fährt länger schnell…vor die Wand“

Planspiele von Lebensversicherern, die eine unverändert hohe Abschlussprovision für das Jahr 2015 vorsehen, stoßen auf Kritik in der Maklerschaft. Unternehmen, die nach dem Motto verfahren, „wer später bremst, fährt länger schnell“, würden Gefahr laufen, „vor die Wand zu fahren“, sagte Dr. Hans-Georg Jenssen vom Maklerverband VDVM.

Hans-Georg Jenssen (mitte, rechts im Bild VDVM-Vorstand Oliver Fellmann) warb auf der DKM in Dortmund für ein Umdenken in der Vergütungsstruktur – auch um missliebigen politischen Bestrebungen zuvorzukommen.

Der Geschäftsführer des VDVM verteidigte am Mittwoch auf der Finanzmesse DKM in Dortmund das vom Verband erarbeitete neue Provisionsmodell. Es sieht im Kern vor, dass Makler ab 1. Januar 2015 nur noch eine Abschlussvergütung von 20 Promille erhalten. Zugleich sollen sie über die gesamte Vertragslaufzeit eine erhöhte laufende Vergütung erhalten.

VDVM warnt vor Trennung von Beratung und Verkauf

Das neue VDVM-Modell sei „ein guter Kompromiss“ erklärte Jenssen in seinem Vortrag, um eine vom Maklerverband befürchtete Trennung von Beratung und Verkauf, wie sie das Bundesjustizministerium anstrebe, abzuwenden. Wenn dies so käme, gäbe es „gewaltige Kollateralschäden“, warnte Jenssen.

„Lieber eine mittelmäßige Lebensversicherung als gar keine“

So habe das Provisionsverbot in Großbritannien dazu geführt, fuhr der VDVM-Geschäftsführer fort, dass Vermittler nur noch Verträge ab 50.000 britische Pfund anfassen würden. Die britische Aufsicht verfahre nach dem Motto: „Lieber keine Beratung als eine schlechte“, der VDVM plädiere hingegen für die Devise: „Lieber eine mittelmäßige Lebensversicherung als gar keine“, betonte Jenssen.

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Das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) sieht unter anderem vor, dass die in der Kalkulation maximal mögliche Zillmerung zum 1. Januar 2015 von 40 auf 25 Promille reduziert wird. Das hat zur Folge, dass es für die Versicherer teurer wird, wenn sie ihren Vermittlern künftig mehr als 25 Promille bezahlen. Werden beispielsweise weiterhin 45 Promille vergütet, muss die Differenz von 20 Promille vom Unternehmen vorfinanziert werden. Unter Experten herrscht daher der Meinungskonsens, dass der Druck insbesondere auf die Abschlussprovision zunehmen wird.

Stuttgarter senkt Abschlussprovision um 15 Promille ab

Konkrete Pläne hinsichtlich neuer Vergütungsmodelle sind bislang jedoch kaum zu finden. Zuletzt hatte sich die Stuttgarter Lebensversicherung vorgewagt und angekündigt, ihre Kalkulation zum 1. Januar 2015 umzustellen. Demnach soll die erstmalige Abschlussprovision generell um 15 Promille niedriger ausfallen als bisher. Wenn also bisher 44 Promille bezahlt werden, sind es künftig nur noch 29 Promille.

Im Gegenzug soll die laufende Provision „deutlich höher“ ausfallen, heißt es. Sie werde „ausgewogen auf die gesamte Laufzeit des Vertrages verteilt“, betont die Stuttgarter.

Branche wartet mit Spannung auf die Allianz

Es ist davon auszugehen, dass viele Lebensversicherer erst dann ihre Karten auf den Tisch legen, nachdem der Marktführer, die Allianz Leben in Stuttgart, ihr künftiges Provisionsmodell vorstellt. Doch die Allianz lässt sich bislang nicht in die Karten schauen. Einen konkreten Zeitraum, in dem mit einer Veröffentlichung der Vergütungspläne zu rechnen ist, wollte das Unternehmen auf Anfrage von Cash.-Online nicht nennen. (lk)

Foto: VDVM

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