DKM 2023: „ELTIF-Boom“ als neue Alternative zum Publikums-AIF

Dr. Frank Ulbricht auf der DKM 2023
Foto: Cash. / Stefan Löwer
Dr. Frank Ulbricht, BCA/BfV Bank: "Wir nehmen ab Januar sieben bis acht ELTIFs in den Vertrieb auf."

Mit der Reform des European Long Term Investment Funds (ELTIF), die im Januar 2024 in Kraft tritt, wird dieses Segment kräftig wachsen und damit auch zur Alternative zu Publikums-AIFs, also zu alternativen Investmentfonds als bisher übliche Form für Sachwertinvestments.

Das sagte Dr. Frank Ulbricht, Vorstand des Vertriebspools BCA und der dazu gehörenden BfV Bank für Vermögen, auf der Messe DKM. ELTIFs stehen mit der Reform grundsätzlich allen Anlegern zur Beteiligung offen. Die bisherige gesetzliche Mindestbeteiligung von 10.000 Euro und die Begrenzung auf maximal zehn Prozent des liquiden Vermögens (was also ein Gesamtvermögen von mindestens 100.000 Euro voraussetzt) entfällt. „Mit der Reform werden die hohen Eintrittsbarrieren für Privatanleger reduziert“, so Ulbricht.

Daneben enthält die Novelle weitere Erleichterungen und eine Erweiterung des möglichen Anlagespektrums von ELTIFs. Sie müssen demnach mindestens 55 Prozent ihres Vermögens in illiquide Assets investieren. Dazu zählen unter anderem (mit wenigen Ausnahmen) alle Arten von Sachwerten sowie kleine und mittelständische Unternehmen. ELTIFs werden damit auch zu einer Alternative zu Publikums-AIFs, die ebenfalls in diesen Anlageklassen investieren, so Ulbricht. 

ELTIFs haben dabei den Vorteil, dass sie eine Wertpapier-Kennnummer erhalten, damit ins Depot des Anlegers eingebucht werden können und vierteljährlich bewertet werden. Hinsichtlich Anlegerschutz und Risikoverhältnis seien sie zwischen AIFs und UCITS (klassischen Wertpapierfonds) einzuordnen und grundsätzlich handelbar. „Für Anleger und Vertrieb sind ELTIFs eine sehr gute Möglichkeit zur Diversifizierung“, betonte Ulbricht, der einen „ELTIF-Boom“ erwartet. 

BCA/BfV ab Januar mit sieben bis acht ELTIFs

Bisher sind nach dem amtlichen Register in Europa immerhin schon 77 ELTIFs von 38 verschiedenen Anbietern registriert. Allein 2022 gab es 23 neue Fonds, davon legten sieben Asset Manager erstmals einen ELTIF auf. Das Investitionsvolumen der Fonds (Assets under Management, kurz AuM) beläuft sich insgesamt bereits auf 11,3 Milliarden Euro. Größter Markt ist Frankreich mit 3,8 Milliarden Euro AuM, allerdings dominiert von institutionellen Investoren. 2,6 Milliarden Euro entfallen auf Italien, wo es besonders wegen steuerlicher Vorteile großes Interesse an ELTIFs gibt und 95 Prozent des Gesamtvolumens von Privatanlegern stammt, berichtete Ulbricht.

In Deutschland belaufen sich die AuM demnach auf 1,5 Milliarden Euro, wobei sich der größte Teil auf den Publikumsfonds Klimavest von Commerz Real (Commerzbank) konzentriert. „Der Markt ist im Aufschwung und wir erwarten die Einführung weiterer ELTIFs Ende 2023/Anfang 2024″, so Ulbricht. BCA/BfV sei im Kontakt mit vielen Asset Managern, kenne die Pipelines und wird ab Januar 2024 sieben bis acht verschiedene ELTIFs in das Vertriebs-Portfolio aufnehmen, kündigte er an.

Dabei konzentriert sich das Unternehmen unter den freien Vertriebspartnern zunächst auf Vermittler mit Zulassung nach Paragraf 34f Absatz 1 Nummer 2 GewO. Diese spezielle Erlaubnis ist auch für die Vermittlung von Publikums-AIFs erforderlich. „Damit sind wir auf der sicheren Seite“, so Ulbricht. 

ELTIF-Vertrieb auch mit 34f Nummer 1?

Wahrscheinlich ist die Vermittlung von ELTIFs auf Basis der aktuellen Gesetzeslage jedoch auch mit Erlaubnis nach Nummer 1 der Vorschrift zulässig, über die weitaus mehr Finanzdienstleister verfügen, weil sie die Voraussetzung für Wertpapier-Investmentfonds und offene Immobilienfonds ist. Diese Einschätzung vertrat jedenfalls unlängst Dr. Gunter Reiff, Rechtsanwalt und Steuerberater in der WRG Finvestra Legal GmbH, auf einer Veranstaltung des Verbands VKS. „Hier wäre allerdings eine Klarstellung des deutschen Gesetzgebers noch wünschenswert“, schränkte Reiff ein.

Bisher stammen alle ELTIFs von Banken, Vermögensverwaltungen oder Investment Managern aus dem klassischen Investmentmarkt. Aber auch aus den Reihen der Anbieter von AIFs und Vermögensanlagen sind entsprechende Planungen bekannt. Auf die Frage aus dem Publikum, ob ELTIFs die Publikums-AIFs ersetzen werden, sagte Ulbricht: „Nein, beide Assetklassen werden nebeneinander bestehen bleiben“, fügte aber hinzu: „Über kurz oder lang werden ELTIFs die AIFs aber weiter in den Hintergrund schieben.“

Ob und wie weit die AIFs tatsächlich ins Hintertreffen geraten, wird – so die Einschätzung des Autors dieser Zeilen – wohl maßgeblich auch davon abhängen, ob mit ELTIFs nun ein wesentlich größerer Kreis von Vertriebspartnern als mit AIFs angesprochen werden darf oder nicht. Noch offen ist auch, wie groß der administrative Aufwand für einen ELTIF im Vergleich zu einem AIF ist und ab welcher (angestrebten) Größenordnung des Investitionsvolumens ein ELTIF aus Anbietersicht sinnvoll ist.

Die BfV hat für November Veranstaltungen gemeinsam unter anderem mit Amundi, Neuberger Berman und Pangaea Life unter dem Motto „ELTIFs – Neustart, Regeln und Chancen!“ in Frankfurt (7. November), Düsseldorf (9. November) und München (21. November) angekündigt.

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