USA unter Trump: Zustände wie im alten Rom

Amerikanisches Erpressungspotenzial für Deutschland ist klar vorhanden. Trumpsche Schreckensnachrichten über Tweets mit maximal 140 Zeichen – wenn er sich etwa beim Rasieren geschnitten oder schlecht geschlafen hat – werden deutschen Exportmanagern regelmäßig Angstschweiß auf die Stirn treiben. Die Redewendung „Das hat mir ein Vögelchen gezwitschert“ bekommt da schnell eine sehr makabre Bedeutung.

Die Alternative einer stärkeren handelspolitischen Verzahnung Europas mit Asien hat gewaltige Haken. Peking würde sich für die Rolle der handelspolitischen Auffangstation Europas mehr als fürstlich entlohnen lassen, zum Beispiel mit der Genehmigung, den deutschen Mittelstand und damit sein Industrie-Know How bedingungslos aufzukaufen.

Insgesamt kann Europa und schon gar nicht die klassische Exportnation Deutschland eine handelspolitische Auseinandersetzung oder sogar einen Handelskrieg mit den USA gewinnen. Mit kaltem Realismus wird Berlin daher eine wirtschaftliche Friedensmission starten müssen. Böse formuliert: Man gibt Trump das, was er verlangt, zumindest kommt man ihm massiv entgegen. Alles andere wäre Majestätsbeleidigung und würde von Cäsar geahndet.

Da Amerika für „Feuer frei“ beim Wirtschaftswachstum steht und von deutscher Stabilitätspolitik so viel hält wie Cowboys von Soja-Steaks, wird man uns „nett“ auffordern, Griechenland und anderen Schuldnerländern in der Eurozone großzügige Schuldenerlasse zu gewähren. Hierfür plädiert bereits der IWF. Trump wird versuchen, auch noch die letzten Stabilitätskriterien der deutschen Machart zu beseitigen. Jeder weiß, dass das in Europa mehrheitlich Anklang findet.

Um dem deutschen Exportüberschuss entgegenzuwirken, wären staatliche Infrastrukturinvestitionen in die volkswirtschaftliche Substanz, in Straßen, Brücken, Energiewende, Netzausbau und Bildung geeignete Maßnahmen, von denen übrigens auch europäische Unternehmen profitierten. Das kommt der deutschen Binnenkonjunktur und dem europäischen Wirtschaftsfrieden zugute.

Auch wenn es zu keiner Liebesbeziehung kommt, wird Frau Merkel aufgrund der deutschen Abhängigkeit vom Außenhandel eine Vernunftehe mit Trump eingehen müssen.

Deutsche Exportunternehmen erkaufen sich die handelspolitische Absolution

Die Drohung Trumps, amerikanische Importzölle von 35 Prozent auf deutsche Autos einzuführen, hat in den Vorstandsetagen hinter vorgehaltener Hand durchaus für Schnappatmung gesorgt. Bei derart verteuerten Importautos würden sich viele Amerikaner tatsächlich für „Buy America“ entscheiden.

Um diesem Exportalptraum zu entgehen, wird auch die deutsche Unternehmerschaft versuchen, die Gunst Cäsars zu erlangen. Die Autokonzerne werden mehr in den USA produzieren und damit Trumps Herzenswunsch entsprechen, mehr Jobs zu schaffen.

Im Rahmen der Trumpschen Politik von „America First“ werden Opportunismus und vorauseilender Gehorsam wie im Römischen Reich leider wieder hoffähig. Weder Makro- noch Mikro-Deutschland werden gegenüber Cäsar Trump den Brutus spielen.

Inoffiziell mag Trump zwar auf vielen Wurfscheiben hängen, offiziell werden aber viele sagen: Salve Cäsar!

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.

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