An diesem Wochenende findet der G-20-Gipfel in Osaka statt. John Vail, globaler Chefstratege von Nikko Asset Management, kommentiert das Aufeinandertreffen der Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump sowie mögliche Folgen für die Weltwirtschaft.
Das bedeutendste Treffen beim diesjährigen G-20-Gipgel wird voraussichtlich das zwischen den Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump am Samstag sein. Nach unserer Erwartung gibt es sowohl genügend gemeinsame Grundlagen als auch gegenseitige Ängste, die jeweiligen Finanzmärkte zu verstimmen, dass sich beide Parteien darauf einigen werden, von neuen Zöllen abzusehen im Gegenzug für weitere Handelsgespräche.
Was beide Parteien übereinander denken
Gleichwohl sind die roten Linien der beiden Seiten so extrem, dass sie jeden Fortschritt bei zukünftigen Gesprächen verhindern könnten und die USA letztendlich die Zölle der letzten Tranche chinesischer Produkte im vierten Quartal dieses Jahres schrittweise erhöhen wird.
Zudem könnten sich beide Seiten im Vorteil wähnen – die Chinesen in dem Glauben daran, kurzfristige Hindernisse auf dem Weg zum langfristigen Erfolg zu überwinden (oder dass Trump die nächste Wahl verlieren wird), während die Amerikaner glauben, dass China diese Hindernisse nicht unbeschadet überstehen kann.
Währenddessen gehen sowohl der Technologiekrieg als auch der Streit darum, wer am meisten Kontrolle über Nordkorea besitzt, weiter. Außerdem lauert im Hintergrund die Situation in Hongkong und die potentiellen US-Sanktionen gegen große chinesische Banken wegen ihrer angeblichen Geschäfte mit nordkoreanischen Unternehmen.
Japan wird unterstützend tätig
Japan, das Gastgeberland des G-20-Gipfels, hat relevante Beziehungen zu beiden Staaten. Es ist daher stark betroffen von den Einbußen in der Halbleiterlieferkette verbunden mit den Technologiekriegen und der Verlangsamung des Wachstums der chinesischen Wirtschaft, speziell in der Nachfrage Capex-bezogener Güter. Aus diesem Grund wird Japan beide Seiten dabei unterstützen, einen Kompromiss zwischen den festgefahrenen Positionen zu finden.
Sollte es nichts außer Dissens geben, kann man von weiterer steuerlichen und monetären Lockerung von sowohl China als auch den USA ausgehen, was die Märkte insgesamt zu einem gewissen Grad beschwichtigen wird, aber die Stimmung an den Risikomärkten voraussichtlich eintrüben wird. Andererseits sind die Zölle bisher stark gestiegen, ohne dass es eine Wirtschaftskrise gegeben hätte.
Angst vor globalen Folgen
Selbst eine plötzliche Handlung der USA, um graduell neue Zölle zu erheben, wäre nicht notwendigerweise desaströs, wobei natürlich viel von Chinas Reaktion abhängen würde. Sollte die chinesische Regierung versuchen, den Yuan abzuwerten, trotz vorheriger Versprechen dies nicht zu tun, würde die USA wahrscheinlich kompensierende Zollerhöhungen implementieren.
Weitere Länder könnten nachziehen, was die Angst vor einem globalen Handels- und Währungskrieg beschleunigen würde. Andere Vergeltungsmaßnahmen von China wären ebenfalls potentiell disruptiv, auch abhängig davon wie sehr es sich als neuen Beschützer des globalen Handelssystems versteht. Auch wenn nicht alles von diesem Treffen zwischen Ji und Trump abhängt, ist es offensichtlich von hoher Bedeutung.
Foto: Shutterstock