Auf der Pressekonferenz der US-Notenbank am vergangenen Mittwoch war die Ansage von Jerome Powell eindeutig: Sollte der Handelskrieg weiter schwelen und somit auch das Erreichen des Inflationsziels gefährden, stehe die Fed Gewehr bei Fuß, um die Zinsen erstmals seit 2008 zu senken. Noch deutlicher war die Kunde, welche die sogenannten Dots verbreiteten. Ein Kommentar von Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege bei Blackrock.
Acht der insgesamt 17 FOMC-Mitglieder sind aktuell der Meinung, dass eine Zinssenkung bis Jahresende angebracht wäre. Aus heutiger Sicht ist die Hürde für eine Senkung bereits im kommenden Monat somit keine allzu hohe mehr. Nicht wenige Anleger spekulieren aktuell gar darüber, die US-Notenbank könnte den Leitzins womöglich in einem Schritt gleich um 50 Basispunkte reduzieren.
Auch 2000 und 2007 begannen mit einer Reaktion der Fed
Richtig ist: Auch die anderen beiden Leitzinssenkungszyklen (2000 und 2007) in diesem Jahrtausend begann die Fed jeweils mit einer Senkung um 0,5 Prozentpunkte. Allerdings scheinen die Leitzinssenkungserwartungen aus unserer Sicht ein wenig zu aggressiv zu sein, da es letztlich (noch) nicht so schlecht um die US-Konjunktur bestellt ist.
Spätestens seit dem dreitägigen Treffen im portugiesischen Sintra sinniert man auch innerhalb der EZB wieder ganz offen über Leitzinssenkungen – bei einem aktuellen Leitzins von null Prozent. Vorbei die Zeiten, in denen europäische Währungshüter auch gegen die Erwartungen des Marktes Geduld predigten und schon fast krampfhaft an ihrer „Guidance“ festhielten, wonach die Zinsen in absehbarer Zeit angehoben werden sollten.
Selbst Diskussionen über ein neues Ankaufprogramm sind in EZB- Kreisen seit neuestem wieder en vogue
Angesichts eines Absturzes der mittelfristigen Inflationserwartungen seit Jahresbeginn um zwischenzeitlich mehr als 50 Basispunkte war ein „weiter so“ bei der EZB-Strategie aber auch keine Option mehr.
Das letzte Mal folgte auf einen derart starken Fall der Inflationserwartungen die Ankündigung des Anleiheankaufprogramms – das war Anfang 2015. Der Kursschwenk der EZB ist jedoch nicht ohne Gefahr, denn viel mehr als ein weiteres Aufblähen der Assetpreise dürfte eine abermalige Lockerung der Geldpolitik kaum zur Folge haben.
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