Unter dem Strich hat Mario Draghi in schwierigen Zeiten einen guten Job in Sachen Stabilisierung der Eurozone gemacht. Seine größte Leistung vollbrachte er mit seiner „Whatever it takes“-Politik, die ihn gewissermaßen zum „Retter des Euros“ machte. Ein Beitrag von Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck Privatbankiers.
Letztendlich hat seine Politik aber auch zur „Abschaffung des Zinses“ entscheidend beigetragen. Und das Hauptziel der EZB-Preisstabilitätspolitik, annähernd zwei Prozent Inflation in der Eurozone herbeizuführen, wurde meist nicht erreicht. Die EZB-Inflationsprognosen für 2020/21 von 1,0% / 1,5% deuten darauf hin, dass dieses Ziel auch die nächsten beiden Jahre nicht annähernd erreicht wird.
Aber vielleicht wäre die Eurozone ohne Draghi längst in der Deflation und damit noch mehr in „japanischen“ Schwierigkeiten, als sie es bereits ist.
Mit seiner entschlossenen QE-Politik, die er gegen manche Widerstände durchgesetzte, hat er hoch verschuldete Staaten wie nicht zuletzt sein eigenes Heimatland „gerettet“.
Draghi nützte heute nochmal die Gelegenheit, eine Banken- und Kapitalmarktunion in der Eurozone sowie eine wachstumsfreundlichere Fiskalpolitik von Regierungen mit Spielraum zu fordern – Berlin wird Letzterem aus meiner Sicht aber erst dann nachkommen, wenn sich der Konjunkturtrend noch deutlich mehr eintrübt – als Hauptrisiko erwähnte Draghi eine weitere Abschwächung der Wirtschaft.
Foto: Merck Finck