Nun haben wir es schwarz auf weiß: Ganz offiziell prüft die EZB, ob und wenn ja mit welchen Lockerungsmaßnahmen sie der Inflation in der Eurozone auf die Beine helfen kann. Alle Varianten – Zinssenkungen, eine Staffelung des Einlagesatzes, Änderungen der Forward Guidance sowie ein neues Ankaufprogramm – sind zurück auf dem Tisch. Ein Kommentar von Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege bei BlackRock.
Wenngleich Draghi die EZB in keiner Einbahnstraße in Richtung Lockerung sieht, spricht doch vieles für ein letztes Hurra des Italieners im September.
Zwei Aspekte haben zu wenig Aufmerksamkeit erhalten
Zwei Aspekte, denen in der Kommunikation der EZB am vergangenen Donnerstag aus unserer Sicht nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wurde, sind es wert, noch einmal hervorgehoben zu werden.
Zum einen die Tatsache, dass ein Gremium damit beauftragt werden soll, die besten Optionen und Maßnahmen zur geldpolitischen Lockerung zu analysieren.
Dies ist bemerkenswert, da es möglicherweise bedeuten könnte, dass sich ein mögliches neues Ankaufprogramm in punkto Form und Ausgestaltung von vorherigen Programmen unterscheidet.
Zweitens hat die EZB ihre Strategie geändert, indem sie zukünftig auf die Symmetrie des Inflationsziels abstellt, was unterstreicht, dass sie in Zukunft weniger bereit sein wird, ein dauerhaftes Unterschießen der Inflationsrate zu tolerieren und entsprechend aggressiver auf zu niedrige Inflation reagieren könnte.
Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel auf Rekordtief
Die Rendite deutscher zehnjähriger Staatsanleihen fiel am vergangenen Donnerstag auf ein neues Rekordtief, die Rendite vergleichbarer italienischer Anleihen immerhin auf den niedrigsten Stand seit Ende 2016.
Der Euro sackte auf ein neues Jahrestief im Vergleich zum US-Dollar ab. Gerade letzteres dürfte einigen in den USA bitter aufstoßen.
Allen voran dem US-Präsidenten, der sich in der Vergangenheit schon öfter über die Schwächung des Euros gegenüber dem US-Dollar zu Ungunsten der USA beschwert hatte.
Aktuell notiert der handelsgewichtete US-Dollar sogar in der Nähe des absoluten Allzeithochs – und das, obwohl die Fed am Donnerstag das erste Mal seit 2008 die Zinsen senken dürfte.
Spekulationen zur US-Währung werden lauter
Umso lauter werden daher Spekulationen, wonach die US-Regierung über eine konkrete aktive Schwächung der US-Währung nachdenken könnte. Donald Trump hätte rein rechtlich sogar die Macht, eine Devisenmarktintervention zur Schwächung des Dollars im Alleingang durchzudrücken.
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