Die geldpolitische Kehrtwende führender Notenbanken wie der Federal Reserve ist als klar unterstützendes Signal an die Märkte zu interpretieren. Allerdings steht deren Stärke im ersten Halbjahr 2019 im Gegensatz zur sich eintrübenden Konjunktur. Ein Kommentar von Harald Berres, Senior Portfolio Manager bei Ethenea.
Ende Juli 2019 hatte die US-amerikanische Zentralbank erstmals seit der globalen Finanzkrise die Leitzinsen wieder gesenkt und auch die Europäische Zentralbank (EZB) habe anhaltende Niedrigzinsen in Aussicht gestellt. Ob das ausreichen wird, sei indes fraglich.
Reaktion der Notenbanken: Expanisve Geldpolitik
„Uns erreichen vermehrt Gewinnwarnungen aus dem Industriesektor. Die erhöhte Bewertung der Aktienmärkte setzt ein signifikantes Gewinnwachstum voraus, was unter derzeitigen Bedingungen jedoch nicht gegeben ist.“
Vor allem in Europa rechne der Experte während der Sommermonate daher mit einer schwachen Konjunktur und erwarte volatile und schwierige Aktienmärkte. Eine Rezession sei nicht ausgeschlossen.
Während in den vergangenen Jahren die Zinsen durch die EZB nie wirklich angehoben worden seien, habe die Fed diese seit 2015 neun Mal erhöht. Drei Gründe seien laut Berres für das aktuelle Umdenken entscheidend.
Erfolgreiche Wirtschaft für Trump’s Wahlkampf
„Während die USA weiterhin wachsen, stottert die Wirtschaft in China und Europa. Gewinnwarnungen von Branchengrößen wie BASF und Daimler unterstreichen dies“, sagt Berres. „Die Notenbanken haben nun darauf reagiert und expansivere Geldpolitiken in Aussicht gestellt.“
Ein weiterer Grund seien die anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA. Präsident Donald Trump positioniere sich gerne als Macher und habe die Fed offen zu einer Zinssenkung aufgefordert, der nun mit einiger Verzögerung gefolgt worden sei.
Tiefere Zinsen trieben die Börsen an und auch die Wirtschaft werde schlussendlich davon profitieren. „Donald Trump kann sich vor den anstehenden Wahlen weder eine schwache Börse noch eine schwache Wirtschaft leisten“, sagt Berres.
„Er braucht einen starken Arbeitsmarkt und weiterhin Aktienkurse auf Rekordniveau.“
Zu starker US-Dollar schwächt Export
Ein dritter Grund sei bei den Währungen zu finden. Ein zu starker US-Dollar würde den amerikanischen Export schwächen und ohne ein deutliches Signal der amerikanischen Zentralbank wäre die Zinsdifferenz gegenüber Europa weiter angewachsen.
Ein schwächerer Euro und ein noch stärkerer US-Dollar wären die Folge gewesen.
Angesichts der sich abkühlenden Konjunktur und der Erwartung volatiler Aktienmärkte, empfiehlt Harald Berres die Allokation des eigenen Portfolios temporär zu überdenken:
„Wir fahren die Aktienquoten in allen unseren Fonds zurück und passen diese erst wieder an, wenn sich die Maßnahmen der Notenbanken in positivem Wachstum niederschlagen und den Börsen Auftrieb geben.“
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