Drei Jahre KAGB: Gewinnt der „graue“ Markt?

Ähnlich gelagerte Rückmeldungen kommen nicht selten auch auf Kritik etwa an „Bis-zu“-Selbstbedienungs-Gebührenklauseln, fehlenden Platzierungsgarantien, Regelungen zum Treuhänder-Stimmrecht oder zu Präsenz-Gesellschafterversammlungen. Auch ohne vertragliche Verpflichtung würde das alles im Sinne der Anleger gehandhabt, so unisono die Antwort. Dazu sei man schließlich gesetzlich verpflichtet. Das jedoch rechtfertigt keinen miesen Vertrag.

Wer so auch mit seinem Vertrieb umspringt, braucht sich ebenso wenig darüber zu wundern, wenn dieser abwinkt wie über Einschränkungen bei der Beurteilung durch G.U.B. Analyse. Regulierung allein ist schließlich kein Argument. Sie mag notwendig sein, um bei manchen Vertrieben überhaupt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Überzeugen muss jedoch das Konzept – und dessen Darstellung.

Seit voriger Woche steht zudem in Frage, ob der Regulierung überhaupt ein so hoher Stellenwert zukommt wie allgemein vermutet. Da meldete TSO-DNL, das US-Beteiligungsangebot Active Property mit sage und schreibe 203 Millionen US-Dollar Eigenkapital geschlossen zu haben – eine Summe, von der die meisten AIF-Anbieter nur träumen können. Doch es handelte sich um eine Emission nach dem VermAnlG.

Regulierungsniveau nicht relevant?

Vermutlich haben das unternehmerische Konzept, der langjährig erfahrene Anbieter und sein Track Record Vertrieb und Anleger überzeugt. Das Regulierungsniveau spielte offenkundig keine große Rolle. Gewinnt also der „graue“ Markt?

Diese Frage ist noch nicht entschieden. Immer mehr KVGen scheinen einzusehen, dass sie sich nicht in erster Linie auf die Regulierung, gesetzliche Mindeststandards und Formalien versteifen dürfen. Vielmehr müssen der Sachwert und dessen konkrete Chancen bei jeder Emission im Vordergrund stehen.

Dazu zählt – trotz aller gesetzlich vorgeschriebenen Zurückhaltung – statt einer Bleiwüste auch ein Schuss Optimismus in der Darstellung sowie die Berücksichtigung der Vertriebsbelange inklusive Fotos und Prognosen. Die meisten Anbieter machen das mittlerweile, wenn auch in der Regel nur in einer separaten Broschüre abseits des offiziellen Prospekts.

So nähren die stärkere Vertriebs-Orientierung und die eine oder andere Meldung der vergangenen Wochen durchaus die Hoffnung, dass die AIF-Platzierung allmählich an Fahrt gewinnt. Und dass damit auf Sicht die Schlagzahl der Neu-Emissionen endlich auch im „weißen“ Markt  spürbar steigt.

Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.

Foto: Florian Sonntag

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